Gut, es ist jetzt kein Geheimnis, dass man im Zuge des Älterwerdens, manchmal, manch einer schlechter sieht. Ich wäre jetzt so weit. Die Wahrheit ist: nur ein Teil von mir. Mein Kopf meint ich bin 26, mein Herz besteht darauf, dass ich nicht älter bin als 3 Jahre. Was mein Körper denkt, möchte ich hier nicht erwähnen. Man soll so negativem „Gewäsch“ keine Plattform geben. Aber generell finde ich es suuuuper lustig: Es fing ja schon beim Augenarzt an. Hilft ja nix zu sagen, dass ich den Blindschleichen Konkurrenz mache, der Fachmann will es wissenschaftlich bewiesen sehen – wenigstens einer von uns beiden. Und zu diesem Zwecke, wird getestet. Komische Brillen mit noch eigenartigeren Gläsern vor der Nase ist eine Sache, aber dann diese Lesetafeln? Ich habe ja bereits bei Eintreten in die Praxis gesagt, dass ich schlecht sehe, persönlich finde ich es wenig hilfreich mir diverse Schriftzeichen vor mein Gesicht zu halten und mich zu bitten vorzulesen. Lustig, der moderne Arzt von heute, hält mir ein Tablet vor selbiges. Echt jetzt? Was ist mit den anno dazumal Overheadfolien passiert? Oder den vorgedruckten Plakaten, bei denen es möglich war, vorher die Zeichen auswendig zu lernen? Alles weg, die Moderne hat Einzug gefunden.
Er bittet mich also zu lesen und folgsam wie ich bin (nicht lachen), mache ich das. Die ersten Reihen geht das auch noch so irgendwie und dann: „Hmm“? Da stand wohl: „S G W H O P“. Lautstark ertönte stolz meinerseits: „Pünktchen, Hörnchen, Schildkröte, Herzchen und Häuschen.“ Er schaute mich unsicher an und fragte, wo ich das sehe. Ich blicke tief in die Augen und sagte: „Na, Sie haben doch angefangen mit den Scherzen!“ Wir waren uns dann schnell einig, dass ich eine Brille brauche. Eventuell auch andere Hilfe, aber dies kam, zumindest diesmal nicht zur Sprache.
Nun bin ich total cool ausgestattet mit einer Brille. Einzig gewöhne ich mich nicht, diese mitzuführen, deshalb kommt es zu sonderbaren Erlebnissen: Heute früh zum Beispiel. Ich genieße die frische Luft, während ich mit meiner Hündin meinen morgendlichen Spaziergang mache. In der ferne sehe ich ein Licht. Kurz war ich unsicher, ob es nun endlich so weit ist und das Himmelstor ruft, aber nein. Dann war meine Schlussfolgerung: „Das muss ein Radfahrer sein!“ Auf einem alten Rad, ein sehr altes bei dem flackernden Licht. Vielleicht auch ein neueres Rad mit einem betrunkenen Fahrer? Gefühlte Stunden später, ist es dann soweit, wir treffen uns – eine Läuferin mit Stirnlampe. Hat mich verwirrt. Ich, kurzer Check: Die Sonne scheint hell am Himmel. Nächster Check, mein Handy: Es ist 10h. Verstehe ich immer noch nicht?! Wie lange war die denn unterwegs und woher kommt sie? Ich wollte ihr schon nachrufen: „Hey, ich sehe ja ohnehin schon schlecht, ist das lustig seh-eingeschränkte Menschen so zu verwirren?“ Pff! Finde ich echt nicht korrekt sich so einen Witz mit älteren Menschen zu machen.
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