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the „no need syndrome“

Kennt Ihr Maslow? Abraham Maslow? Also nicht persönlich ;-). Ich habe gerade nochmals Dr.Google befragt und eines kann ich auf jeden Fall festhalten, leider lebt er nicht mehr. Persönlich hätte ihn also gar nicht mehr live und in Farbe erleben können. So, das natürlich ein Wunsch meinerseits gewesen wäre. Ich denke noch darüber nach. Aber zurück zum Thema, meine Zungeninkontinenz lässt mich wieder mal eeeendlos abschweifen. Maslow ist, wie ich denke, bekannt geworden durch die Entwicklung seiner „Bedürfnispyramide“. Er beschreibt darin, was uns Menschen antreibt, bzw. welche Bedürfnisse wir in unserem Leben haben oder verfolgen („verfolgen“ klingt immer so ein wenig nach Stalking, oder?) . In anderen Worten, was wir in unserem Dasein brauchen, um glücklich zu sein. Gut, mal abgesehen von der Tatsache, dass wir diskutieren könnten (was bereits jetzt wenig freudvoll klingt) was „Glück“ ist und warum und wieso wir es so dringend in unserem Leben haben und genießen wollen, bleiben wir lieber noch einen Augenblick bei der Theorie von Maslow. Warum hat er überhaupt Bedürfnisse in Form einer Pyramide dargestellt? Nun ja, ich denke, weil er der Meinung war, dass wir einige Dinge, wie zum Beispiel Essen und Trinken dringender und mehr brauchen, als zum Beispiel uns selbst zu verwirklichen. Wenn mein Körper schreit Hunger, wer denkt da ans kreativ sein? Ich sage ja immer, dass ich wie ein kleines Kind bin und ja, ich kann das gut nachvollziehen. Wenn ich Hunger habe, bin ich vorrangig zickig, dann sollte man mich besser füttern und sonst geht da gar nix weiter. „Kreativ“ fliegen nur dann die vermeintlich leeren Teller durch den Raum und das wars aber schon.

Seid ihr mal in Euch gegangen und habt überlegt, was ihr wirklich BRAUCHT? Und ich bereite jetzt sicher nicht diesen minimalistischen Ansatz aus, der besagt, dass Menschen nur an die 100 Gegenstände tatsächlich in ihrem Leben benötigen, ergo brauchen. Persönlich, fände ich ja schon mal wichtig, wenn dieses 100er Care-Paket, Deo und Zahnputzutensilien enthalten sein würden, aaaaaber wer weiß ;-). Bedürfnisse sind ja unterschiedlich. Aber was oder wen brauchen wir, braucht ihr tatsächlich in Eurem Leben? Ist es ein gewisser Mensch? Sind es diverse Freizeitaktivitäten? Eure Kinder? Ein Job? Eure Tiere? Was ist es, bei dem Ihr sagt, ohne diesem oder jenem geht’s gar nicht? Klar ist das super individuell und ich denke, dass es dabei kein Richtig oder falsch gibt. Vielleicht maximal ein „weird“. Und ich denke genau dort bin ich wieder mal zu Hause, im weird, wie so oft.

Ich hatte vor einiger Zeit (länger oder kürzer) ein sehr amüsantes Gespräch im beruflichen Kontext, in dem mir sozusagen vorwurfsvoll unterbreitet wurde, dass man nicht das Gefühl habe, dass ich die Firma/den Job wirklich BRAUCHEN würde. Kinder, echt jetzt? Die Wahrheit ist NEIN, fix nicht! Ich brauche weder eine Firma, noch genau und nur den einen Job auf Gottes weiter Erde. Fakt! Ich „brauche“ maximal das Geld, damit ich meinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Aber auch das kann man sehr weit dehnen. Es gibt Menschen, die als Selbstversorger im Wald wohnen oder in einem Auto in Strandnähe. Zu denen gehöre ich bis dato nicht, noch nicht, aber wer weiß schon. Vielleicht bin ich mal so ne schrullige ältere Dame, die in einem Tipi wohnt und Beeren sammelt. Hoffentlich eines mit Klo und Dusche, by the way. Innerhalb der Bedürfnispyramide ist das Thema „Arbeit“ auf der zweitwichtigsten Stufe abgebildet, aber auch da geht es nicht um den EINEN JOB, sondern um Arbeit an sich. Warum? Zur Sicherheit, also damit ich genährt bin, ein Dach über dem Kopf habe usw..

Und für alle, bei denen es gleich aus dem Stimmbändern tönt: „Ja gut, aber dann arbeitest du einfach nicht gerne, bist kein gesellschaftlich so geliebter Workaholic“. Sorry, not sorry, ich arbeite uuuur gerne! Total! Es macht mir Riesenspaß und totale Freude. Allerdings bin ich kein Workaholic, also nicht abhängig von einem Job oder einer gewissen Tätigkeit. Ich weiß genau, was ich auf den „Tisch bringe“ und genau das kann ich auch jederzeit und überall anders „auftischen“. „Brauchen“ hat für mich immer so einen bedürftigen Charakter. Ich kann ehrlichen Herzens nicht behaupten, dass ich eine konkrete Firma, nicht mal meine eigene, in meinem Leben BRAUCHE. Vielleicht ist es das Wort, das mir Enge bereitet. „Brauchen“ bedeutet für mich, in kann nicht ohne, es ist ein MUSS, eine Sache die unabdingbar ist. Und jetzt mal Butter auf die Fische, ich kann ohne. Nichts und niemand muss in meinem Leben sein und umgekehrt auch nicht. Vielleicht möchte ich gerne, aber das ist dann ein ganz anderes Boot, oder? Ich falle definitiv nicht tot um, so ich einen gewissen Job oder Firma nicht in meinem Leben habe. Es hat für mich ne eigenartige manipulative Bindung, die ich persönlich nicht gesund finde. Nun die Gretchenfrage oder Claudiafrage: Bin ich oder ist man generell deshalb eine schlechtere Arbeitskraft? Ne, ich denke nicht. Ist es wohl vermeintlich sicherer bei derartigen Firmenrückfragen zu lügen? Wahrscheinlich ja. Hab ich gelogen? Nep. Und jetzt sicher nicht, weil ich so ne coole Sau bin. Warum ist es dann wohl so wichtig, dass diese hören wollen oder wissen wollen, ob ich den Job brauche? Nun meiner Meinung nach, werden zumeist Menschen beschäftigt, von denen man ausgehen darf, dass sie den Job unbedingt brauchen, ergo „bleiben“, zumindest eben genau so lange … sie den Job brauchen. Ja klar auch, aber im Firmenkontext andersrum, also man soll so lange bleiben, so lange der Betrieb uns (nein, nicht uns persönlich), sondern unsere Arbeitskraft. Darum auch immer diese voll doofe Frage im Vorstellungsgespräch: „Wo sehen Sie sich in x Jahren?“ Und darum durchforste ich Lebensläufe auch nach Konstanz in den Lebens- und Arbeitsverhältnissen.

Ich war neugierig und habe nochmals Dr. Google befragt und gelesen, dass a) wohl eine Fluktuationsrate von 8-12% fein wäre. Österreich hat wohl eine von knapp 50%. Bäm, läutet da etwas? Also eines kann ich sagen, was da sicher nicht läutet ist der Firmengeldbeutel, im positiven Sinn. Wenn man sich vorstellt was da an Informationen, Wissenstransfer, Einstellungskosten, Produktivitätskosten usw. usw.. Kleine „Schandmäulchen“ da draußen sagen jetzt sicher: „Na klar, richtige Entscheidung Menschen zu wählen, die den Job „brauchen“, denn die bleiben.“ Wer wäre Euch lieber? Jemand der Freude hat an seinem Job, gerne da ist und das absolut freiwillig, weil es ihm einfach „taugt“. Achtung, jetzt wird es ganz komisch „einfach Spaß hat an der Tätigkeit“. Seit Jahren hab ich da ein super Beispiel in meinem Kopf. Ich sage immer, würde jemand zu mir kommen, der blind oder eingeschränkt im Sehen ist und eine totale Leidenschaft hat, Gärnter_in zu sein. Absolut gerne!!! Denn wenn jemand „brennt“ für eine Tätigkeit, dann ist doch schon mal ein guter Schritt getan. Fachliche Qualifikationen kann man lernen, nachlernen und ausbilden. Menschliche, schwieriger.

Menschen suchen heute mehr als Arbeit. Richtig, sinnvoll oder nicht, das bewerte ich nicht. Aber vielleicht ist die Sicht- oder Suchweise die Wurzel dessen ist, was sich später in Zahlen abbildet. Weg vom „brauchen“ zu „leidenschaftlich wollen“. Und dafür gilt es aber auch (beidseitig) etwas auf den Tisch zu bringen, was der jeweils andere toll findet. Etwas was verbindet. Es gibt Firmen, die das begriffen haben und mal anstelle der Frage: „Wo sehen Sie sich in x Jahren?“, nach den Zielen fragen und wie diese gemeinsam erreicht werden können. Und wäre mir diese Frage gestellt worden, tja, wer weiß an welchem Tisch ich heute sitzen würde? Fakt ist, dass so beiderseitig viel Potenzial verloren geht und das finde ich schade.