Jahreswechsel haben es so an sich, dass wir gerne das alte Jahr verabschieden und dem Neuen bereitwillig und freudig die Tür öffnen. Versteh ich nicht. Erstmal, warum jemanden die Türe öffnen, wenn ich gar nicht weiß, wer dasteht und wie der Besucher so sein wird? Hmm? Jeder der mich kennt weiß, dass ich sowieso nicht die Tür öffne. Definitiv nöp! Außer man sagt wer man ist und kündigt sich ordentlich (also ca ein Monat vorher) an. Dann, eventuell, vielleicht. Ums grad rauszusagen: „Nöp!“ So, und dann ist ja da noch das „alte“ Jahr. Hey Leute, jemand der ein ganzes Jahr bleibt, den verabschiede ich bereitwillig und freudig, nicht andersrum. Hört mal, irgendwer der derart lange hocken bleibt, wie unsympathisch ist das denn? Das heißt für mich wahlweise, dass jemand die kleinen gesellschaftlichen Zaunpfeiler-Hinweise wie: „Huch, ist es schon so spät?“ oder „Ich räume mal das Geschirr weg!“ nicht versteht oder schlimmer, nicht verstehen will. Letztlich, auch denkbar, jemand fühlt sich sehr, sehr wohl bei mir. Was toll ist, muss aber echt nicht auf Gegenseitigkeit beruhen. Also Popschi in Richtung Türe und Abflug. Ja und das ist dann auch so mein Mantra in Richtung Silvester. Hoch die Beine, raus mit schwerem Gepäck und dann mal vorsorglich die Türe gut verschließen.
Dieses Jahr mach ich es etwas anders: Ich plane mich erstmals gründlich für alles in diesem Jahr zu bedanken. Damit meine ich nicht nur die Menschen, die an meiner Seite waren, sondern auch diese gefühlt 1,7 Millionen Ereignisse. Mein Jahr war so bunt, wie selten eines. Und das aller, aller feinste und herausragendste (muss man mal so festhalten) war die Tatsache (Kleine Claudia mega stolz!), dass ich mein Popschi erhoben habe um zwei Dinge zu tun: a) Habe ich den Vorhang meiner Lebens- und Unternehmensbühne gelüftet, hab die Spots geradegerückt und mit dem fettesten lächeln, das ich finden konnte lauthals gebrüllt: „Das bin ich!“. Und b) ich habe mein Ticket im Wartezimmer des Lebens fallengelassen und … bin gegangen. Zeit war es aber, hey. Das hatte auch gar nichts mehr mit Kassenpatientin zu tun, der dort ansässige Arzt und sein Team waren blind, taub und wie sich herausstellte, gar nicht da. Warum also länger warten? Hab mir jetzt meine eigene Schatz-Karte gezeichnet und folge meinem Kompass. Letztere Aufzählung bringt mich zu zweiten offenen Punkt, bevor die Tür verriegelt wird: das Loslassen! Eifrige Leser meiner Stories wissen, dass ich echt nicht der „Loslassen-Profi“ bin, eher der Berufseinsteiger oder Azubi, um es vorsichtig auszudrücken. Aber, jetzt wird es Zeit. Kennt ihr das: Manchmal hat man so eine ganz gewisse Idee, eine fixe Vorstellung wie etwas laufen wird? Nun ja, es ist eher ein (Bauch-, Herzens-, Seelen-) Gefühl an dem man festhält, weil halt alles in einem ganz dringlich danach ruft. Zumindest war das (bis jetzt) so bei mir. Ich habe viele, viele Jahre an meinem Gefühl festgehalten, ich war mir sooo sicher. Aber das, was einst das wunderbarste Lied auf (m)einer Lieblings-Single war, wurde mehr und mehr zu einer alten Platte und zu einer Melodie, die zum lästigen Tinnitus mutiert ist. Und nun gebe ich auch dieses Stück meines Lebens ab. Genauer gesagt exakt: „Heute!“
Und Butter auf die Fische, leicht war/ist das nicht. Denn es sind zwei Dinge, die ich hier sozusagen zu Grabe trage: a), dass mein Gefühl zu dieser Tortenecke meines Lebens Schrott ist. Autsch! Tut weh, aber naja irgendwann muss man das auch mal zugeben. Nochmals Autsch! Und b) ich vergleiche das mal mit jemandem den man sein gesamtes Leben kennt und ihn echt liebgewonnen hat. Aber irgendwann stellt man fest, dass einem dieses miteinander nicht mehr weiterbringt, oder besser gesagt, guttut. Und das ist fein, aber tut auch weh. Um beim vorigen Beispiel zu bleiben, dieser „Herzenswunsch-Gast“ war nicht nur ein Jahr da, sondern saß da eeeewig herum. Und darum gerne nochmals: „Also Popschi in Richtung Türe und Abflug.“ Jetzt aber endgültig tschüßikovski! Letztlich bleibt die Überlegung, ob ich das neue an die Türe klopfende Jahr bereitwillig und freudig begrüßen möchte oooder hier bei alten Ritualen bleibe? Ich sag´s mal so: Eines nach dem anderen.