It´s been years, oder anders gesagt. „Es war einmal!“ Ja, ich denke, so sollte diese Story beginnen. Als ich angefangen habe zu schreiben, hab ich absichtlich/ unabsichtlich einiges über das Single-Dasein geschrieben. Unter anderem über Dating-Apps. Nun, seit damals sind zwei bis drei Tage (maximal) vergangen und so dachte ich, es wäre doch mal wieder eine super, tolle Idee, mich auf ein neues/altes Experiment einzulassen. Und gleich vorweg, Achtung Spoiler – nöp, ne und fix nicht.
Also, her mit Dating-Apps „du temps nouveau“. Raus mit einigen Fotos (ungefiltert), auch wenn ich hörte, dass Filter erforderlich sind. Ich hatte Angst, nochmals nachzufragen, ob dies eine allgemeine Erfordernis ist, oder eine persönliche Empfehlung. Noch schnell meine Wunschliste an den Weihnachtsmann ergänzt. Mit Weihnachtsmann meine ich mein künftiges Gegenüber, meinen Traumprinzen, den, der mich finden und ergänzen soll. Alles, was jetzt noch den 11 Minuten unseres zugesagten Kennenlernens im Weg steht, ist das Knöpfen für „veröffentlichen“. In meinem Kopf schreit alles: „Nein!“, während mein Finger drückt und meint: „Los, lass mal gucken!“
Und siehe da, es hat nicht mal 11 Minuten gedauert. Da war er. Das, was alle behaupten, stimmt also doch. Dieses innere Gefühl: „Den kenne ich doch schon mein ganzes Leben.“ Das Foto, die Jacke, den Pullover…. True, den kenne ich, nämlich meinen Ex-Freund. Tja, so sieht man sich wieder, oder? Was für ein Wink des Schicksals? NEXT! In der Hoffnung, noch was „Frischeres“ zu finden, swipe ich auf und davon.
Mir fällt auf, dass einige männliche Modelle aus dem Foto lächeln, mit Frauen an der Seite. Teils mit Emojis über dem Gesicht, teils zur Hälfte (?) abgeschnitten, teils live und in Farbe. Hmmm? Nun stellt sich die Frage: Eine Freundin, die Freundin/Frau, Ex-Freundin/Frau, Kombipaket? Das Profil verrät dazu nicht mehr. Was drückt, außer die Vielzahl an Fragen in meinem Kopf, ist der Finger zum Swipen.
Ein weiteres Rätsel im Online Dating Dschungel: Profilfotos mit 3 oder 4 Jungs. Wie ist das jetzt? Kann ich mir hier jemanden aussuchen? Soll ich raten, wer der Single ist? Einer? Alle? Ich bin verwirrt, während mein Finger bereits geübt ist. NEXT.
Leider ist der vorsichtige Erstkontakt nicht minder verwirrend. So beginnt ein sichtlich unter der Hitze leidender seine Konversation mit: „Nur damit du gleich Bescheid weißt: Ich bin nur mehr bis Mittwoch in Wien!“ Ich innerlich total eloquent: „Hä?“ Ich weiß, ich bin jetzt im zweistelligen Altersbereich, aber ich kann mich echt nicht erinnern, dich gefragt zu haben. Und echt nur, weil ich super neugierig auf den 2. Aufzug des Ensembles bin, möchte ich gerne wissen, was er denn so in Wien macht? Die Antwort folgt auf zwei Beinen: „Ich hüpfe von Meeting zu Meeting!“ Mein innerer Vorschlag: „Na dann hüpf mal gleich weiter!“ NEXT.
Ähnlich spannende Annäherungsphase wird mir 2 Matches weiter geboten. Statt eines unverbindlichen „Hallo!“ oder „Wie geht’s dir?“ folgt: „Ich würde gerne mit dir in den Urlaub fahren!“ Wieder scrolle ich rauf und runter: Wo ist der Einstieg? Der Mittelteil? Überhaupt ein Teil? Nix! Mein Kopf rattert und wägt folgende Antwortoptionen ab: A) Serioulsy dude – WTF? B) Geht’s noch, du kennst mich überhaupt nicht! C) Gibt es da draußen echt Frauen, die sich so angesprochen fühlen? D) …“Ja, können wir gerne machen, allerdings bin ich von meinen letzten Urlauben einigermaßen traumatisiert, da meine Urlaubspartner in selbigen ums Leben kamen!“
Ab und an lächelt mich da auch ein Ehering auf dem Foto an. Schwierig zu sagen, ob dies ein Glanzstück längst vergangener Tage ist oder einfach vergessen wurde abzunehmen? Zumindest kurz fürs Foto.
Aber eines ist allen samt zugute zu halten: Auf den Alltags-Photoshots ist viel, sehr viel los: Es wird geklettert, geradelt, gesegelt, gejoggt, ge“biked“, gelacht, gegessen und oftmals getrunken. Alles von mir jedoch nicht – geliked.
Meine Frage gegen Ende: Was antwortet man auf Nachrichten wie: „Sitze im Büro und trinke Wasser!“ Frage für eine Freundin. „Sitze auf dem Klo und lese deine sinnbefreite, inhaltslose und tierisch langweilige Nachricht!“ ???
Leute!? Echt jetzt? In den (übrigens zeitlich gesehen komplett verschwendeten) 11 Minuten hab ich mir das Mammut (Mythos Männerdomäne) selbst gejagt, erlegt und für die Gefriertruhe zerlegt. NEXT!