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stories being told

Ich liebe Geschichten, großes „L“. Hilfreich als Storyteller(in) 😉. Das Wort „Geschichte“ ist allerdings wie ich finde in der deutschen Sprache etwas irreführend, da es sich nicht nur auf den Teil der Zeit bezieht, die hinter uns liegt, also in der Vergangenheit. Sondern ebenso auf einen Text, der von Erlebnissen berichtet, wobei offen ist wann dieses stattfindet oder stattgefunden hat. Puh, soweit so gut. Jetzt kommts: Geschichtlich gesehen, haben Geschichten immer einen großen Einfluss auf uns gehabt. Egal, ob es alte Überlieferungen von Heldengeschichten waren, oder frei erfundene, die abends den Kindern den Weg ins Traumland bereiten sollten. Früher wurden diese beim Lagerfeuer oder in freudvoller Runde geteilt. Heute eher online. Wir sind live und in Farbe dabei, wenn sich Menschen Pizza bestellen und erklären wie sie schmeckt. Nehmen teil an Schminktutorials, oder liegen auf dem Sofa und stalken sozusagen frei Haus und 24 Stunden am Tag den diversen Fernsehformaten um am nächsten Tag, ebenso online mit den Communities zu trashen. Ich lass das mal so stehen und wirken.

Wir lieben Geschichten! Egal ob es eine Unternehmensgeschichte ist, die Story einer Marke oder Geschichten unseres Lebens. Jeder hat so seine bevorzugte „Gefühlsschiene“ an Geschichten. Da sind die, die total dramatisch und nervenaufreibend sind. Jene, die uns (wieder) ans Gute glauben lassen und die, die uns erschrecken, da wir nicht vermuteten, dass es tatsächlich so schlimm sein kann. Ich gehöre eher zur Kategorie, egal wie, egal was, aber sie MUSS gut ausgehen, sonst bin ich stinksauer. Wir fühlen uns verbunden mit den Helden, sympathisieren mit den Eigenschaften und Taten. Tief in uns steckt diese „Happy End“ Vorstellung, dass erst alles gut ist, wenn es gut ausgeht. Es ist diese damit verbundene Hoffnung, dass das Gute überall und immer siegt oder besser siegen kann.

Geschichten prägen unseren Weg, tagtäglich. Und egal, ob wir es wollen oder nicht, egal ob es unsere eigenen sind, oder die der anderen, wir lernen aus ihnen. Denn eines ist ganz klar, es sind nicht die Stories, in denen alles von Anfang bis zum Ende gut geht, 1A-Schmuckstein läuft. Sondern es sind jene, die geprägt sind von Irrwegen, von total miesen Tagen, gar Wochen und Jahren. Viele Momente der Tränen, in denen es komplett hoffnungslos aussieht, gefolgt von unfassbaren Erfolgserlebnissen, in denen die Welt uns gehört. Wir wollen Emotionen und Verwundbarkeit, wir wollen die Herzensstärke sehen, die es möglich macht, auch an diesen Tagen zu lächeln und das Krönchen am Kopf zu platzieren. Es braucht diese Helden, diese Vorbilder, die Vorreiter, die uns das „Happy End“ liefern, nachdem wir emotional hungern.

Wir kaufen T-Shirts oder Schuhe, weil wir uns mit der Markengeschichte identifizieren können und wollen ein Teil dieser sein. Unternehmen investieren viel Geld in ihre Unternehmensgeschichte, damit potenzielle (vorzugsweise super tolle) interessierte Mitarbeiter, sich anschließen um selbiges noch größer und erfolgreicher zu gestalten. Im MARKEting zu arbeiten ist auch nichts anderes als eine Geschichte möglichst gut auszuformulieren. Und je besser man das macht, desto mehr Menschen kaufen. Und all die kleinen und großen Kommunikationsgurus und Managementtrainer da draußen machen nichts anderes, sie erzählen Geschichten die animieren zum Mit- und Nachmachen. Und je spielerischer und humorvoller verpackt, desto einfacher scheint dies zumindest.

Es gibt Tage, wie Weihnachten zum Beispiel, wo sich gut formuliertes Marketing und Herzensgeschichten treffen. Die Kinder, zu denen ich übrigens gehöre, glauben (noch) an den Weihnachtsmann. Wir wollen sehen, wie sich der dicke Mann durch den Kamin drückt und uns Kekse bringt, ich zumindest. Und ja, ich bin definitiv im Team „Weihnachtsmann“. Ich habe aber auch kein Bild/keine passende Geschichte zum Christkind. Wir erinnern uns an die Geschichten der letzten Feiern, an denen einige (Familien-)Mitglieder noch dabei waren und wir wünschten oftmals, dass sie noch da wären. Wenn wir diesen unfassbar hässlichen Weihnachtsbaumanhänger platzieren, erinnern wir uns, an die Story warum dieser dennoch jedes Jahr an der Stelle aufgehängt wird. Es ist wohl der Tag, an dem wir hoffen, dass sich manch einer (wieder) meldet oder gar vor der Türe steht und der Ärger vom letzten Jahr verflogen ist. Oder das Jahr, an dem wir gemeinsam Geschichte schreiben, weil wir die Koffer gepackt haben und mittlerweile im Süden unter Palmen feiern. So oder so, Vergangenheit wie Zukunft, wir wollen unser dickes, besonderes, überraschendes, herzerwärmendes, verbindendes, hoffnungsvolles – ENDE –