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sisterhood in the moor

Wer hätte gedacht, dass eine Geschichte von nackten Frauen und „Gatsch“ nicht, nur (wahrscheinlich) Männerfantasien ergötzt, sondern, auch eine neue Frauenfreundschaft entstehen ließ? So passierte es gestern Vormittag. Da steht doch glatt auf meinem Kur-Therapieplan die Zeile Moorpackung bei Romano. Ich dachte, klingt jetzt nicht so schlecht, mal gucken. Einzig, der dafür vorgesehene Zeitrahmen von 15 Minuten stimmte mich traurig. Aber gut, wie gesagt, zuerst mal schauen, dann kann ich ja noch immer „mosern“.

Romano kannte ich bereits vom Vortag, er war auch der Behüter und Beschützer der Massage-Orgasmus-Liege und der „Tätschler“ meiner Füße oder anders gesagt Fußfetischist. Aber heute, anderer Raum, keine „erbsenspeibige“ Wandbemalung, keine dubiosen Flecken auf selbiger. Aber auch eine Wasserliege. Er schaut mich bestimmt an und sagt: „Ausziehen und drauflegen!“. Meine Stirn runzelt sich von Hilfe suchender Verwunderung, zu „wo ist hier der Notausgang“? Meine Stimme presst raus: „Ausziehen? Alles etwa?“ Er schaut mich kurz an und sagt trocken: „Ja, alles.“ Und ich wieder: „Also nicht nur das Oberteil, sondern auch die Hose?“. Er lässt wie ich nicht locker: „Ja, auch die Hose!“ Ich halte mit töne retour: „Die Hose? Meine Schmerzen sind aber im Rücken!“ Er wiederum: „Ja, alles ausziehen!“ Nun, ich schätze mal, viele hätten sich bereits in der ersten Gesprächsrunde die Kleider vom Leib gerissen, warum auch dem sichtlich Unausweichlichen entgegentreten? So aber nicht die kleine Claudia, die schaut ihn wieder an und sagt: „So gut kennen wir uns jetzt aber nicht!“ Und noch schnell weiter: „Ich bin ein anständiges Mädchen, meine Mama hat immer gesagt, nicht vor dem 3.Date!“ Da tönt es aus der Nachbarkabine: „Nein, kannst die Hose anlassen, ich hab auch nur das Oberteil abgelegt!“ Ganz klar für mich ein Zeichen: a) es gibt einen guten Gott und er will mich auch angezogen sehen ;-))) und b) Hilfe naht. Ich schalle durch den Vorhang zurück: „ Ah, super!“ Daraufhin wieder die Stimme von nebenan: „Ja, komm rüber und schau mal!“ Dass lass ich mir natürlich nicht 2x sagen, während ich versuche gehetzt herauszufinden, wo dieser mistige, hängende Stoff seinen Anfang und sein Ende hat. Als mir das gelingt, liegt da eingehüllt in ein „gatschfarbenes“ Leintuch eine hübsche Frau, reißt sich das Leintuch vom Oberkörper und zeigt mir den halbnackten Tatbestand. Ich atme auf. Worauf ich Romano anschaue und sage: „Passt, so mach ich das auch!“, während ich mich bemühe, wie eine junge, heiße und sexy Gazelle auf die Liege zu schwingen. Gelingt mir natürlich wie immer – nicht. Was bleibt ist, wie ebenfalls immer, mein verzerrtes Gesicht. Schwer, für jemanden Außenstehenden in diesen Momenten zu sagen, ob ich Magen-Darmprobleme habe, einen Schlaganfall oder etwas anderes. Egal, ich liege voller Stolz mit meiner Hose. Punkt für mich! Romano deckt mich zu, als wäre ich bereits tot und tätschelt – wiedermal – meine Füße. Ich denke so: „So seltsam, aber besser als er hängt mir ein Namensschild an den Zeh!“ Ich bin glücklich, glücklich, weil ich hart erkämpfte Hose anhabe und bedanke mich nochmals sehr bei der Dame neben mir, meiner Retterin. Sie sagt: „Ich hätte mich auch gefreut, wenn ich jemanden gehabt hätte!“ Ich stimme zu. Wir bestätigen uns minutenlang gegenseitig und sehen uns als Heldinnen des Tages und, natürlich, hochanständig. Nunmehr sind wir Schwestern. Für immer oder zumindest so lange ihre Behandlung noch dauert, also ca. zwei weitere Minuten.

Was kommt, das muss wohl so sein. Einige Minuten später kommt die nächste „Schwester“ um die Ecke. Zu ihr muss Romano gar nichts sagen, die Klamotten werden selbstverständlichst vom Körper entledigt. Das nächste, was ich höre, ist eine leise Flatulenz, wobei so leise war diese gar nicht, denn ich hab sie gehört. Und ja, ein Pupser entlassen im Gatsch hört sich exakt so an, wie es sich vermuten lässt. Ich überlege kurz die Faust nach oben zu strecken und zu rufen: „Jawohl Schwester, recht so!“, lasse es aber dann, weil ich einen Lachanfall habe und mich die Sorge begleitet, ebenso ins Moor zu pupsen. Ob es dann wohl ohne Hose, doch besser gewesen wäre? Man weiß es nicht so genau. Ich beschließe Romano mal zu fragen, aber erst, wenn er mit meinen Füßen fertig ist. In meinem Kopf hebe ich für mich selbst die Hand und bestärke mich mit den Worten: „Jawohl, Schwester!“ Auch, weil mein Po dem Prozedere durchgehalten hat.