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simplicity

Es wäre doch alles so einfach, oder? Wäre da nicht der Andere. Zumindest sagen wir das sehr oft. Das was es herausfordernd macht, sind ja nicht wir selbst, sondern der jeweils Gegenüberliegende oder unser Mitspieler. Wir selbst kehren zwar gerne, aber nicht vor der eigenen Türe. Und das Lustige ist, dass wir diesbezüglich im Zuge des Älterwerdens Null ändern. Im Kindergarten, wenn wir ermahnt werden, dass wir was falsch gemacht haben, schauen wir verdattert und … schieben alles auf den Anderen. Wenn das nicht hilft, helfen sicher noch die einen oder anderen lange trainierten Machtspielchen. Wenn wir klein sind ist uns das gar nicht so bewusst und wahrscheinlich vielen auch nicht, wenn sie älter sind. Als 4 oder 5jährige stampfen wir mit den Füssen auf, schauen grimmig und schreien laut: „Wenn Du das machst, sind wir keine Freude mehr!“ Oder: „Dann hab ich Dich nicht mehr lieb!“ Als Erwachsener (lustig wie absolut nicht passend das Wort in diesem Zusammenhang ist), aber als Erwachsener sagen wir: „Dann verlasse ich Dich.“ Oder: „Dann kündige ich!“ Der große Unterschied ist, bei Kindern dauern diese Emotionswellen zumeist ca. 90 Sekunden, dann ist wieder alles gut und komplett anders. Wir als, viel älter und viel weiter gereist, verharren in der Emotion und hängen weiter dran und drin. Stundenlang, Wochenlang, je nachdem.

Zuletzt war ich mit meiner Hündin spazieren, als ein Auto langsam bei uns vorbeifuhr. Soweit keine Seltenheit. Passiert. Nur fuhr dieses Auto nur zuerst vorbei, dann stoppte es und legte den Rückwärtsgang ein, bis es neben uns stand. Eine Frau legte das kleine „Flügelärmelchen“ auf die Tür, des heruntergelassenen Fensters und fragte mich: „Gibt es einen Grund, warum Du immer den Kopf schüttelst, wenn ich vorbei fahre?“ Vorweg, sie hatte nicht so unrecht. Mein emotionales, kleines ICH, ärgert sich tatsächlich oft, über die Autos, die am Feld an uns vorbeifahren. Warum? Nun, einige fahren flott vorbei, um nicht zu sagen, sehr flott und ich bin grundsätzlich nicht alleine, wahlweise mit Hund, Pferd oder Kind unterwegs. Häufig auch mit zwei oder allen gemeinsam aus der Aufzählung. Und es ist nicht immer leicht abzuschätzen, wie die einzelnen Lebewesen auf vorbeiziehende Autos reagieren, was mich berührt, auch, weil ich das Gefühl habe, dass niemand an die Auswirkungen denkt. Wenn zum Beispiel egal wer von meinen Lieben kurz vorher vor das Auto springt? Dieses „Nicht-Denken“ oder „Nicht-Mitdenken“ oder „Egal“ emotionalisiert mich.

Ich habe mich bedankt, dass sie mich fragt und ihr erklärt, dass nicht alle so langsam fahren wie sie gerade, worauf sie sagt: „Aber Du schüttelst immer den Kopf!“ Nun-ja, mit IMMER kann ich wenig anfangen, ich erkläre ihr: „immer macht es schlimmer, oder?“ Und das ich mich nicht erinnern kann, weder an sie, noch daran was ich damals vielleicht gerade gedacht habe. Worauf sie erzürnt und rausplättert: „Ich fahre da und schau mir meinen Acker an.“ By the way, lustige Randinformation, oder? Das ist das Spannende an Kommunikation, das was so am Tablett mitgeliefert wird? Ich schweige ihr gegenüber und lerne. Darauf hin sie weiter: „Ich fühle mich angegriffen, wenn ich das Kopfschütteln immer sehe.“ Jetzt ist es raus. Nun-ja und jetzt kommt es wie es kommen muss, ich schau sie an und sage: „Na-ja, das hat aber nichts mit mir zu tun, oder? Das sind ja Deine Gefühle und Deine Verantwortung!“ Und ja, ich wusste was ich sage und das ihr das nicht schmeckt. Wollte ich sie ärgern, nein. Wollte ich hilfreich sein im Gespräch, nein auch nicht mehr an diesem Punkt. Und ja, mir ist bewusst, dass genauso mein Ärger auch meine Emotion ist und meine Verantwortung. Es liegt ja an mir und niemand anderen, ich müsste mich nicht ärgern und es müsste mich nicht berühren. Meine Energie, mein Brainfuck. Aber meine Reaktion hat natürlich dem weiteren Gesprächsverlauf null geholfen. Ihre Reaktion war: „Na gut, dann „staub´ ich Dich das nächste Mal ein, wenn ich vorbei fahre!“, gab Gas und fuhr davon.

Zusammenfassend, total unnötig und ich finde es schade, war echt überflüssig im hohen Masse. Aufgerollt, sie ist unsicher, so unsicher, dass sie sichtlich denkt, dass mein „immer“ Kopfschütteln, auf jeden Fall etwas mit ihr zu tun hat. Sie sich gekränkt fühlt. Es könnte aber sein, dass da was ganz anderes in mir vorging, oder ich telefonierte, ich mit meinem Hund oder Pferd gesprochen habe und so gar nicht sie gemeint war?!

Aber ihre Intention war es natürlich auch nicht, eine Verbindung zu schaffen und hilfreich zu sein, sondern sie war mies drauf (warum auch immer, lag vielleicht an ihrem Acker – der war böse, ups) und wollte ihren Zorn loswerden. Und ich, na-ja ich bin sowieso ein emotionales Wunderwerk. Ich hätte das ganze auch gleich anfangs runter fahren können und deeskalieren. Kann ich, wollte ich dann auch nicht oder nicht mehr. Ich sag es ja, unnötig. Beide verloren, wenn wir es auf diese Stufe bringen wollen. Im besten Fall etwas gelernt, wer weiß es.

Aber wie oft passieren uns so Situationen? Wie oft reagieren wir absolut unnötig und provozierend? Wie oft mögen wir uns selbst nicht, sind unsicher und fühlen uns angegriffen? Wie oft schieben wir es auf den nächstbesten der uns begegnet? Und wie oft sagen wir nicht das, was wir eigentlich gerne sagen würden? Wie wäre das Gespräch wohl verlaufen, wenn sie wirklich, wirklich gesagt hätte, was sie beschäftigt? Es könnte so einfach sein, ist es aber oft nicht. Die Kindergartenspiele ändern sich nicht, nicht wirklich. Wir sind beleidigt und schießen zurück. Unterstützen wir uns damit gegenseitig? Ja und Nein. Ja, weil wir dadurch wie ich gesagt habe, im besten Fall lernen. Ich habe gelernt, dass ich meinen Kopf im Auge behalten muss und, dass ich schnell in den Busch springen muss, so ich sie das nächste Mal sehe. Beides Spaß! Nein, ich möchte das nächste Mal von Anfang an besser reagieren und Gespräche, die nur hasserfüllt sind und nicht hilfreich, gar nicht zulassen. Was und ob sie etwas gelernt hat weiß ich nicht. Ist ja letztlich auch nicht meine Verantwortung. Vermutlich hat sie sich, wie ich geärgert. Und nein, nicht unterstützend, weil es anders laufen hätte können, verbindend, also über positives lernen. Lernen sowieso, aber das eine ist, angenehmer und tut nicht so weh. Das andere, geht über unser Ego und Autsch.

Wir verkomplizieren die Dinge, unser Kopfi macht das, weil unser Herzi unsicher ist und schon Aua schreit, bevor überhaupt etwas ist. Wir schützen uns, aber leider halt auch vor guten Dingen. Dabei, es wäre so einfach, so simple. Du willst jemanden anrufen, mach es. Du willst was sagen, tus. Du denkst an jemanden, raus damit. So schwierig ist es gar nicht. Wir stehen uns im Weg. Unserer Entwicklung, unserem Lernen, dem Leben, der Liebe, eigentlich zu ziemlich allem. Wir wollen Kontrolle und Macht über Situationen und das verstehe ich super gut, da spiele ich ganz oben mit. Aber das Leben funktioniert zu 100% anders. Das einzige was wir kontrollieren können sind wir selbst. Das einzige worüber wir Macht haben, sind unsere Gedanken und unser Handeln. Aus die Maus. Und das klingt vorweg nicht viel ist es aber. Denn wenn wir wirklich fühlen und jetzt nicht schon vor dem tatsächlichen Tod, emotional gestorben sind oder unserem Kopf das glaubhaft machen, dann ist das richtig, richtig schwer. Es liegt an uns, nur uns. Nicht dem Gegenüber. Es sind immer wir, so simple ist es am Ende des Tages und am Ende dieser Geschichte. Nur darauf haben wir Einfluss.