Ich halte es ja persönlich mit dem Spruch: „Als Gott die Geduld verteilt hat, bin ich aufgestanden und gegangen – hat mir einfach zu lange gedauert!“. True! Wer hat denn schon so viel Zeit? Oder Geduld? Oder beides?
Ich habe bis heute nicht herausgefunden, warum man auf so viele Dinge geradezu unfassbar lange warten muss/soll/darf?! Auf mich wirkt das oft so, als würde das Leben einen ganz anderen Plan mit uns haben (wie immer) . Vermeintlich zu unserem Besten, was wir übrigens auch später herausfinden. Das Leben lässt uns warten und warten und warten, zwingt uns geduldig zu sein und nochmals zu warten und warten.
Am Anfang ist man noch super motiviert und positiv, quasi in jeder Zelle unseres Körpers. Wir strengen uns an, voller Zuversicht glauben wir ganz fest daran, dass alles gut geht, gut wird. Und wir wachsen über uns selbst hinaus, tun alles um das gewünschte Ergebnis zu erhalten. So geht das eine ganze Weile gut, sogar sehr gut. Und diese ganze Weile sind wir so etwas von gut drauf. Wir sozusagen gegen den Rest der Welt. Realisten und Pessimisten verblassen neben uns. Existieren gar nicht, was wissen die auch.
Aber dann, gaaaaanz langsam, setzt sich Staub an, wir fangen leise, noch hinter vorgehaltener Hand, im stillen Kämmerchen an zu zweifeln, zu zögern, zu denken. Kleine Stimmen in uns fangen an zu fragen ob alles wirklich, wirklich gut wird? Und es passiert nichts. Aus irgendwelchen Gründen hat das Leben beschlossen, den Vorhang noch nicht zu öffnen und zwar gar nicht. Keinen Millimeter. Er bleibt zu und dieser Zustand hält an und zwar konstant.
Eines schönen Morgens wachen wir auf, die kleinen Stimmen sind groß und stark geworden und brüllen förmlich aus jeder Seite unseres Kopfes: „Hör auf, das bringt doch nichts, du schaffst das nicht, nie, du machst dich komplett zum Affen!“. Und wir selbst nehmen die Hand vor dem Mund weg und schreien es ganz laut heraus und unserem Spiegelbild entgegen: „Gib auf!“ Nur das Leben bleibt unbeeindruckt und deshalb der Vorhang zu.
In unserem Kopf wird es nun täglich lauter und zu den ursprünglichen Zweifel, kommen Ärger, Selbstmitleid und Traurigkeit, ja Teilnahmslosigkeit dazu. Schon lustig, denn je lauter es in uns wird, desto ruhiger, ja stiller wird es im Außen. Wir fassen es nicht, haben wir nicht genug gegeben?, nicht genug gekämpft?, nicht genug laut gepoltert für unsere Wünsche? da hinter dem Vorhang? Was ist denn da los? Warum funktioniert das nicht? Warum sieht und hört das Leben unsere Bemühungen nicht? Und wo ist der doofe Goldtopf der Glück bringen soll, wenn man ihn braucht? Hinter dem Regenbogen mal sicher nicht. Und – genau – der Vorhang bleibt zu, das Leben weiter unbeeindruckt von uns. Das Leben zwingt uns weiter geduldig zu sein, zu warten.
Das englische Wort für Geduld ist „patience“. Mich erinnert das Wort immer an das deutsche Wort „Patient“ und irgendwie passt das schon. Denn, wenn wir mit unseren Geduldsnerven schon mit einem Fuß in der Nervenklinik sind, also fast „Patient“ in einer Nervenheilanstalt, dann, genau dann, wenn wir kurz vor der Einweisung stehen, wenn wir aufgeben, loslassen, aufhören zu kämpfen uns gewissermaßen dem Leben und dem Prozess hingeben und brüllen: „Ok!“, dann aber nur dann öffnet sich der Vorhang. Hmm?
Wir war bereits dabei von der Bühne zu gehen, als wir Licht spüren, ein Spot nur auf uns gerichtet und das Orchester setzt ein. Aus dem Looserlied, dass wir in Dauerschleife die vergangenen Wochen, Monate, Jahre gehört haben, ertönt auf einmal unser Lieblingsherzenslied. Wir halten inne, während die ersten Kullertränen sich auf den steilen Weg hinunter machen. Vor uns sehen wir das Publikum, Applaus, Standing Ovations, wir sagen zu uns selbst: „Na Georgeos, ich hab´s doch gewusst, du hast es aber so was von drauf, läuft!“
Ja, Geduld ist wirklich was für Anfänger, es geht darum zäh zu sein und durchzuhalten, sich selbst zusammen zu halten. Es geht darum festzuhalten an seinem Glauben, an sich selbst und daran, dass letztlich alles gut wird, alles. Irgendwann, dann, später ;-), patience eben!