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overmanagement

Was hat es auf sich mit diesen „Rudelvorstellungsgesprächen“? Diese „Rekruiting-Einsatz-Gruppen“? Oder nennen wir sie: „Meeting-Herden.“ Also diese Termine, wo nicht mehr 4 Augen und 4 Ohren genügen, sondern sich die Anzahl der Teilnehmenden proportional zum Jobangebot steigert? Ich verstehe es nicht, gar nicht. Ist das so ne Geschichte, wo man dem Verantwortlichen, oder natürlich wie immer, der Verantwortlichen, nicht traut? Wozu bitte treffen Menschen überhaupt eine Personalentscheidung, die nach positiver Besetzung nicht mal etwas mit dem Menschlein zu tun haben? Traut sich niemand, die Entscheidung allein zu treffen, so in Richtung: „Wenn ich mit meiner Entscheidung untergehe, dann auch du!“? Vertraut man dem eigenen Bauchgefühl, der eigenen Wahrnehmung nicht genug, dass man andere Meinungen braucht? Oder sehe ich das ganz falsch und ist die Teilnahme an diesen Gesprächen gar ein Test für die Mitarbeiter_innen, welche bereits im Unternehmen tätig sind?

Fakt ist, rein wirtschaftlich gesehen fallen mir zwei Dinge auf: 1) Es ist extrem unwirtschaftlich: Jede Person, die Teil des Unternehmens und anwesend ist, verbraucht zeitliche Ressourcen. Und 2) Für mich bedeutet es, wiederum, dass a) alle unfassbar viel Zeit haben, also im Umkehrschluss es um die finanzielle Situation nicht erfreulich steht und/oder b), dass hier wirtschaftlich schlechte Entscheidungen getroffen werden. Wozu besetze ich Führungskräfte? Wozu habe ich Geschäftsführer, wenn diese sichtlich nicht in der Lage sind oder sein dürfen, Personalentscheidungen zu treffen?

Wahrscheinlich vermutet das eine oder andere Unternehmen sogar, dass man sich als Bewerber_in total geschmeichelt fühlen muss, dass sooo viele Arbeitshörnchen anwesend sind? Oder soll es eine Art Einschüchterungstaktik sein? Ist es die Angst vor den Bewerber_innen und reiner Selbstschutz? Egal von welcher Seite, ich finds – doof! Aber es ist ja kein Geheimnis, dass ich generell nicht so der Fan von den vorherrschenden, nun, wie nenne ich es: „Eigenartigen Ritualen“ und unüberlegten Szenarien bei Vorstellungsgesprächen bin? Anstatt mehr als ein Unternehmenshörnchen zu senden, wie wäre eine Brainstorming Gruppe zum Thema Rekruiting? Wäre hier die Zeit oder ganz allgemein die Ressourcen nicht besser genutzt? Der Knaller ist ja dann noch, wenn die Anwesenden noch nach Zeugnissen und/oder Referenzen fragen. Ich bin mir total sicher, dass ein Arbeitszeugnis, das a) ausschließlich auf einer subjektiven Wahrnehmung in einem von vielen gesellschaftlichen Settings beruht und b) auf der Grundlage von Codes verfasst wird, die ohnehin kaum jemand kennt. Ich bitte Dich! Oder eine Referenz? Wie aussagekräftig wird das wohl sein? Wer würde sich eine Person wählen, die nichts Positives über mich zu berichten hat? Ich übersetzte das mal deutlicher: Von mir den Auftrag erhalten hat, etwas Positives über mich zu sagen. Ganz abgesehen von der Tatsache, dass die Durchsicht oder weitere Telefonate auch wieder was sind? Exakt: weitere zeitliche Ressourcen. Was hat meine Mama immer gesagt: „Zuerst denken, dann tun!“ Wie wäre es, mit dem Credo als Firmenspirit? Oder noch besser? Wie wäre es diese verpulverten zeitlichen Ressourcen umzumünzen, das gäbe sicher die Option für zusätzliche Personalkapazitäten?

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