Ich habe jetzt mal nachgedacht und bin zu dem Entschluss gekommen, dass „nackt sein“ früher und heute ne ganz andere Bedeutung hat(te). Das ist so: Früher wurde der Fummel fallen gelassen und ta-ta, da war sie, die Bescherung. Ich hatte mal einen Freund, der meinte, er hat noch nie jemanden gesehen, der sich so schnell ausziehen kann. Ja, da schaut ihr. Ich nenne das effizient. Witzige Randgeschichte: Das Warmwasser hat bei mir vor Kurzem nicht funktioniert, das war echt übel. Soll ja gesund sein, aber da hört es echt für mich auf. Als dann super unerwartet auf einmal wieder das heiße Wasser sprudelte, hey, ich war aber schnell aus den Klamotten draußen, um in die Dusche zu sprinten. Ich wusste ja nicht, wie lange dieser erfreuliche Zustand anhalten würde. Ihr seht also, eine sehr, sehr hilfreiche Fähigkeit.
Zurück zur Basis: Heute ist das Nackt sein ganz ne andere Nummer. Warum? Da müssen mal die Haarteile „rausgewurschtelt“ werden, danach die falschen Wimpern „runter-gepult“, dahinter liegend, die Klebefolien, welche Schlupflider wegzaubern. Weiter geht’s dann mit der „Hubbie-Station“ (= Push-up BH) und darunter liegend den eingelegten „Polster-Popöchen“. Wer das nicht hat, muss sowieso an der Stelle zur Schere greifen, um aus den Spanx rauszukommen, oder, wie ich sie liebevoll nenne: „eingelegte Presswurst“. Das ist auch etwas, das ich persönlich nicht so gut nachvollziehen kann: Ich will doch etwas essen (und in meinem Fall, nicht zu knapp), wenn ich fortgehe. Wo passt das dann hin? Reist man mit Tupperware in der Clutch an? Und – wie gehe ich da Pipi zwischendurch? Wird Shapewear etwa mit Assistenten geliefert, die mir dann wieder Einstiegshilfe geben? Wie geht das alles?
Wer die Möglichkeit hat, streift noch die falschen Fingernägel ab und zieht die Oberschenkelstraffenden Pflaster ab. Ist super lustig, ich hab mal gesehen, da setzt man das Pflaster, je nach Bedarf am Knie an und „hubsi“ ab geht’s drei Stockwerke höher mit der Haut und die oberen Beinchen sehen super knusprig aus. Wie ich gesehen habe, gibt es dann noch Stöckelschuhe, die bis zum Knie, also dort, wo vor kurzem das Klebematerial war, gebunden sind. Ich bin ja ohnehin nicht geduldig und dann soll ich da noch Makramee-Arbeiten an den Schuhen durchführen? No way! Herrschaftszeiten, wie lange dauert es, sich da rein oder raus zu schnüren? Ich hoffe echt, ich hab da jetzt nix vergessen?! Ich denke, da kann man(n) sich schon mal ein Essen in der Wartezeit gönnen? Die Frage ist nur: Erkennt man(n) sich dann wieder? Und hat man dann noch Lust? Oder ist das Zusehen des Vorganges eventuell ja erhebend? Nun, keine Ahnung. Vermutlich bleibe ich auch bei der Oldschool-Methode und stelle mich den nackten Tatsachen. Außerdem, wer weiß, wie lange es noch läuft und ich mich in Rekordzeit „rauspellen“ kann?
Aber ihr seht, ich hab den Nagel auf den Kopf getroffen. Früher war nackt, halt einfach mal ohne alles. Heute heißt nackt sein ohne Klamotten, aber sonst bleibt alle dran, zumindest so lange es hält – oder sollte ich sagen klebt?
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