Allgemein meint man, dass „gleich und gleich“ sich gerne gesellen würde. Also, dass Menschen, die sich in vielen Dingen ähnlich sind, gerne gemeinsam sind, zumal sogar heiraten. Also so dieses „bis an dein Lebensende-Ding“. Andere behaupten, dass „Unterschiede sich anziehen“. Das wäre dann wohl dieses „Ying/Yang – Knödelchen“. Womit sie meinen, dass wir jeweils die Eigenschaften am anderen feiern, die wir selbst nicht ausreichend bei der Verteilung „abgestaubt“ haben. Ich überlege immer noch, in welche Richtung es mich mehr zieht.
Wir freuen uns, denke ich, wenn wir Menschen begegnen, die uns ähnlich sind, also die annähernd oder sogar exakt jene Interessen haben, die wir selbst so unfassbar lieben. Das macht es leicht, ins Gespräch zu kommen. Ob es dann so easy ist, dies fortzuführen, naja. Aber es ist sozusagen mal ein Bonus-Starterpaket, das die Seele erfreut. Und andererseits finden wir es spannend, Menschen zu beobachten, die Dinge einfach mal so und ganz selbstverständlich „raushauen“, die uns gefühlt ewig und drei Tage dauern zu lernen oder für die wir gar keine Begabung zu haben scheinen. Das eine scheint ein wohliges Gefühl zu sein, dass der eigene Rasen so stetig grün ist, und das andere eine Sehnsucht nach diesem ganz speziellen Grünton auf der anderen Seite. Beides sind im Ursprung, also im Kopf, ähnlich interessant – wohl gemerkt, am Anfang. Aber wie sieht es dann im Tagesgebrauch aus, wie im gefürchteten „leeren Zahnpastatuben-Alltag“? Ist es so, dass wir uns dann entspannt freuen, dass wir eh genau wissen, was der andere jetzt sagt, weil wir das halt so machen würden, oder entbrennt in uns langsam die „schnöde, öde“ Langeweile, weil wir absolut keine (quasi ja dann) Selbstgespräche mehr aushalten können? Oder aber haben wir dann gar keinen Bock mehr auf chinesische Weisheiten und andauernde kommunikative und emotionale Individuation? Wieso muss es kompliziert sein, wenn es auch super einfach geht? Was bedeutet oder zählt mehr? Easy-peasy oder Reibung hoch 10.000? Oder ist es eher der Mix aus beiden? Aber wer bietet uns das schon, was wir als Super-Ego wollen? Also einfach mal von überall etwas, Menu ala carte. So wie wir uns das vorstellen, zu den Konditionen, die wir uns wünschen, und nur so. „Ha, ha!“, hören wir dann schon das Leben aus der Ferne lachen und uns entgegen schmetternd. Wir bekommen nicht das, was wir wollen, sondern das, was wir brauchen und woran wir tief im Inneren glauben. Leider geht das nicht immer einher mit unseren Wünschen, Ideen, unserer Selbsteinschätzung oder auch Ehrlichkeit uns selbst gegenüber.
Ich selbst mit meiner Zungeninkontinenz und meinem permanenten Kopfsalat-Kino, also dem Drang, alles nochmals zusätzlich in meinen Gehirnverwirrungen „querzulutschen“ ist da vielfach unentschieden. Einerseits finde ich das soooo toll und aufregend, mich mit Herzmenschen auszutauschen. „Laba-laba-Rabarber“ in Dauerschleife zu spielen. Und sich die gut gezielten Tennisbälle „zuzuschupfen“: „Oh ja, das kenne ich, das ist bei mir auch so!“ Und so geht es hin und her, her und hin, gefühlte Stunden. Am Ende fühle ich mich gut. Ich denke, es ist so diese Form von „Umwegs-Bestätigung“. Also nicht, dass uns jemand sagt, wie toll wir sind, aber dadurch, dass der andere auch so ist, denken wir automatisch wie unfassbar richtig und super wir sind. So etwas wie Umwegs-Rentabilität in der Wirtschaft. Es ist ein Fluss von Schokolade, der uns umhüllt. Warm und wohlig (denke ich mal). Aber will ich das meine „High-Beta-Gehirnwürmchen“ permanent glühen?
Und dann ist da die dreijährige Claudia, die einfach Spaß haben will. Die eine durchaus gewünschte und gelebte Aufmerksamkeitsspanne einer Eintagsfliege hat. Die, wo die Gehirnzellen, bereits nach 30 Sekunden poltern: LANGWEILIG!!! Sie will einfach nur, dass ihr lateraler Hypothalamus gekitzelt wird. Sie will Reibung, „Aufreibung“, Aufregung. Sie will humortechnisch beschäftigt werden, sie will Sprachakrobatik vom Feinsten, sie will die clowneske Bewegung, den Kommunikationssprint. Betonung auf „sie WILL“. Aber was passt jetzt besser? Was ist das brauchen und was, das wünschen? Was ist mit dem wollen, was, mit dem sollen oder können?
Nun, ich denke (upsi, schon wieder das mit den Gehirnzellen), dass viel davon purer egoistischer Kopfsalat ist. Es bleibt im „Ich will“ stecken und verharrt als dreijähriges Kind auf dem Boden eines Supermarktes, nach den Cookies schreiend. Klar ist es auch wichtig zu wissen, was wir selbst wollen und/oder was sich gut anfühlt. Aber! – wir entwickeln und dort, wo es ungemütlich, „ungeschmeidig“ und oftmals das Miteinander vorrangig ist. Jemand, der uns den Spiegel aufs Kopfi knallt und vollkommen zu Recht, auch seine Bedürfnisse einfordert, gesehen und gehört zu werden. Stimmt, das Leben ist kein Wunschkonzert. Ich kann mir wohl aussuchen, wer aller im Orchester sitzt, eventuell sogar, wer Haupt- und Nebendarsteller ist/sind. Aber niemand, absolut niemand ist eine „One wo(man) Band“, einzig zu unserer Belustigung, und kann alles bedienen (unschönes, aber durchaus gerechtfertigtes Wort in diesem Zusammenhang). Auch wir können und sollen das nicht sein. Es ist wie immer der Mix, das Gleichgewicht, das „Tohuwabohu“. Letztlich ist es die Wertschätzung und Dankbarkeit, dass dieser eine Mensch für uns, so wie er ist, inklusive Zahnpastatube, Schattenseiten und eventuell nur ein Instrument spielende, atemberaubender Mensch so passt wie er ist. Das ist doch das was wir selbst wollen, oder?
So findet der Kopfsalat seine Sauce, die alles so ein bisschen mehr zusammenhält. Muss gar nicht immer Topf und Deckel sein.