Wer meine Internetprofile die letzten Jahre aufmerksam verfolgt – aus heutiger Sicht – (laut Statistiken), sind das grob geschätzt 2 Personen – hat festgestellt, dass es bis vor einigen Wochen, wenige Fotos von mir gegeben hat. Gut, da war das eine oder andere Bild meiner Füße zu sehen, genauer gesagt meiner unterschiedlichen Schuhe, aber mein Gesicht war nicht zu entdecken. Nein, ich denke nicht, dass ich hässlich bin, bin ich nicht, bin ne hübsche Grete! Aber ich mag die Vorstellung wie ein Einhorn zu sein. Ein seltenes, strahlend, hübsches Fabelwesen. Jeder weiß doch, dass es sie gibt, aber keiner hat je eines gesehen! Und, weil mich immer wieder Menschen fragen warum – im Internet hab ich gemerkt, dass das ein großer Trend ist zu sagen, dass man von unfassbar vielen Menschen gefragt wird – hier ist die spannende Erklärung: Als ich klein war – nein, anders formuliert, klein bin ich immer noch. Also als ich ein Kind war, war mein Vater total berühmt. Ja, war so. Und zu dieser Zeit, also zwischen andauernd Internet bzw. Handy gucken und Steinmalerei, waren damals viele Fotografen rundum meinen Vater und damit auch mich. Heute sagt man Paparazzi zu ihnen, damals einfach Fotograf. Was zur Folge hatte, dass ich a) einen total doofen Reflex erlernt habe, der ein super eigenartiges Lächeln und versteinertes Gesicht zur Folge hatte. Unnötig zu erwähnen, schön war das nicht. Jetzt wird das bei Kindern eher entschuldigt, da man vermutet, dass sie ohnehin Grimassen schneiden. Ja, ne Grimasse war es schon, aber die Intention dazu fehlte. Und b) ich hab Kameras vor meinem Gesicht total gehasst. Beides blieb mir erhalten. Mir wird gerade bewusst, vielleicht geht da so „schadenersatztechnisch“ etwas???
Augenblicklich arbeite ich daran, dieses Leiden zu überwinden und mit meinem Gesicht und Handykameras neue, wunderbare Erfahrungen zu machen. Und zu diesen Kenntnissen, gehört nun sichtlich auch eine gute Vorbereitung, so weiß es das Internet. In meinem Alter heißt das, aufstehen und viel Feuchtigkeit ins Gesicht. Jetzt bin ich persönlich aber eher so mittelmäßig begeistert, mir sogenannte Feuchtigkeitsmasken ins selbige zu kleben. a) trägt es meinem Trauma nicht bei, so mit weißer Maske im Gesicht, hat das eher was von Halloween und damit meine ich nicht das Verkleiden, sondern den Horrorfilm. b) dieser rundum angefeuchtelte Fetzten, bleibt definitiv kleben, was manche sicher als positiv empfinden. Ich nicht so! Ohne zu wissen, wie es ist, wenn einem 50 Menschen gleichzeitig ins Gesicht spucken, so stell ich es mir vor. Das Internet sagt, dass es super sein soll für die Haut. Claudia sagt: „Ach, shut up!“ Darüber hinaus steht auf der Verpackung: „15 Minuten einziehen lassen!“, ich fühl mich wie ein Tee. Das heißt für mich auch, dass dieses Prozedere ist mit einem guten Zeitmanagement verbunden ist. Tagsüber schwierig, eventuell kommt der Postler, „na Servus“ sag ich nur. Der Arme! Also den Mist zeitig in der Früh ankleben, das hält dann wohl auch spätere Klagen, wegen psychischer Störungen ab.
Wenn das endlich mal vorbei ist, dann – so liest es sich im Internet – wäre noch Gesichtsyoga vorteilhaft. Ich sags mal so, hilfreich, wenn man masochistische Züge in sich trägt, denn hier kann man wahlweise richtig doll ins eigene Gesicht schlagen oder mit Steinen (ja, richtig gelesen), heftig darin herumwursteln. Hmm, ich frag mich still, wie das mein Äußeres positiv unterstützen soll, wenn ich aussehe, als käme ich vom Boxtraining? Um alle möglichen Schminktutorials mach ich einen Bogen und ich sage das jetzt echt zum ersten Mal – ich bin zu alt für den Scheiß! All die Highlights und Grundierungen, Verblendungen usw.., diese Wörter kenn ich vom Ausmalen zu Hause, aber in meinem Gesicht? Darüber hinaus a) ich sehe nicht mehr gut – Brillenträgerin und wie soll ich das machen, wenn ich nix sehe? Ich weiß ja nicht mal, ob die Farbe überhaupt mein Gesicht erreicht und/oder welche Gesichtshälfte und b) Kinder, ich bin eine Frau und ich hab eine Nase und das ist gut so! Ich komme nicht aus dem Meer und bin kein Schwertfisch!
Als ich es dann endlich vor die Kamera geschafft habe, musste ich feststellen, dass die Fotos selbst, noch anstrengender waren, als die Vorbereitungen. Mein erstes ernstzunehmendes Problem war und ist, wo schau ich denn da überhaupt hin, damit ein ordentliches Foto rauskommt? Egal wie ich es anstelle, ich schiele. Was an sich auch nicht schlimm wäre, wenn es nicht auf jedem Foto ne andere Richtung wäre, dass ist dann echt irritierend. Zu nahe scheint auch nicht richtig gut, da schau ich immer aus, als hätte ich gefühlte drei Jahre nicht geschlafen. Dann hab ich wieder im Internet geschaut und gesehen, dass die alle die Hand, mit Handy bewaffnet nach oben halten. Hab ich probiert, festzuhalten ist, dass ich viele Fotos meines Haaransatzes hatte. Manchmal hat es auch ein verwirrtes Auge aufs Bild geschafft. Tata!
Hab es dann nochmals mit Stativ und Ganzkörper-Fotos probiert. Für das was kommt, muss mein kein Medium sein. Wenn es meine Augen schon nicht schaffen in eine Richtung zu schauen, wie geht’s dann wohl meinem Körper? Jesus, bitte! Ich hab mich gefühlt, wie bei meiner ersten Fahrstunde, in der der Fahrlehrer sagte: „Claudia, Hände 10min vor und 10min nach 12h aufs Lenkrad, Kupplung drücken, langsam Gas geben, schalten nicht vergessen und dann Schulterblick,….“ Ich soll also den Kopf leicht neigen, in die Kamera schauen, Schultern zurück, Körper nach vorne, Bauch einziehen, Po anspannen, Beine lang machen,… Habs probiert und 2 Minuten durchgehalten, ich war fertig und außer Atem. Heidi würde sagen: „Ich hab heute leider kein Bild für dich!“. Letztlich habe ich entdeckt, dass Liegend mittelmäßig, gute Fotos entstehen: a) schau ich aus, als wäre ich gerade frisch gestrafft (super lustig, was die Schwerkraft bewirkt) und b) dürften meine Augen im Liegen weniger Hilfe suchen oder brauchen? Ich verbuche das als persönlichen Erfolg! Nächste Woche probier ich dann mal die ersten Videos von mir, bin schon so aufgeregt Leute!