Dankbarkeit, ist so eine Sache, die ich lange nicht verstanden habe, oder nicht konnte. Aber nicht so, wie vielleicht jetzt viele denken. Ich bin ein Mensch, der aufgrund seiner Geschichte, unfassbar schwer Dinge, Geschenke, Aufmerksamkeiten annehmen kann oder konnte. Ich selbst mach(t)e gerne Freude und wollte immer, dass es anderen gut bzw. besser geht als mir. Und wenn ich ein Geschenk bekommen habe, tat ich mir so richtig schwer, mich zu tiefst innerlich zu freuen. Ich war so programmiert darauf, dass alle was ich annehme, für mich irgendwann in näherer oder fernerer Zukunft eine verdammt schlimme Auswirkung für mich hat. Erst heute verstehe ich, wie traurig oder schwer, das oft für Menschen in meinem Umfeld gewesen sein muss, die es ehrlich gemeint haben. Noch dazu, weil die meisten meine Geschichte nicht kannten, die wussten nichts von meinem inneren Hadern. Aber noch schwieriger war es für mich, für die ganz alltäglichen Geschenke, Dinge des Lebens dankbar zu sein. Was ein wenig verrückt ist, wenn man bedenkt, dass ich alleine nach vier Herzoperationen noch lebe und zwar so richtig. Vielleicht lag es auch daran, dass ich permanent so beschäftigt war zu überleben, oder dass mein Fokus so auf Kämpfen ausgelegt war, oder so am Laufen war, dass ich gar keine Ruhe fand mich mal umzuschauen? Eventuell auch alles zusammen? Vielleicht ist das aber auch so eine generelle Geschichte mit uns Menschen, dass wir immer mehr wollen, immer was anderes und kaum dankbar sind, für das was wir bereits haben?
Heute bemühe ich mich aufmerksamer zu sein, achtsamer für das was da ist, für das was ich in meinem Leben habe und wofür ich zu tiefst dankbar bin. Und das fängt bei mir, mit dem Wort „Stille“ an. Ich bin so dankbar, dass ich heute ein Leben habe, in dem Stille eingezogen ist. Ich meine nicht Stillstand oder Langeweile, ich meine Ruhe. Das mag sich jetzt total eigenartig anhören, aber bereits als ich sehr klein war, hab ich immer um Ruhe gebeten, dass der Lärm, das Geschrei, die Kämpfe rund um mich stoppen. Heute, wenn ich die Augen schließe empfinde ich diese tiefe Stille, wie ruhiges Meer, unendlich weit und soooo ruhig. Ich liebe es! Klar, gibt es immer wieder Herausforderungen, aber mein Leben hat sich vom überleben, zum leben gewandelt. Ich schaffe es heute, das Leben auf mich zukommen zu lassen, im Vertrauen, dass es gut so ist, weil ich weiß, dass ich die bin, die entscheidet. Versteht ihr was ich meine? Und auch das ist Ruhe.
Als ich klein war, wollte ich immer ein Pferd haben. Ja, eh klar, klingt sehr klassisch. War es aber nicht. Ich habe als „Zwergerl“ verstanden, dass diese unfassbaren Tiere eine ganz magische Wirkung haben, zumindest auf mich. Es war das Gefühl das ich hatte, wenn ich bei Pferden war. Mein Herz war friedlich und meine Seele zufrieden. Ich hatte null Interesse am Pferd zu sitzen und zu reiten, ich wollte nur diese (Aus-)wirkung genießen. Heute habe ich eine Stute und ich sage immer, dass sie mein, oder eines meiner Seelentiere ist. Sie war oder wurde jahrelang als Zuchtstute, ich möchte das Wort, missbraucht. Shari, so heißt sie, hat(tte) verständlicherweise Probleme zu vertrauen. Sie hat noch immer ihre guten und weniger guten Tage, aber es vergeht kein Tag, an dem wir nicht gemeinsam lernen. Lernen zu vertrauen, lernen Trauma hinter uns zu lassen, lernen uns zu entwickeln, lernen was es noch alles zu entdecken gibt. Es vergeht kein einziges Mal, wenn ich sie sehe, an dem ich nicht weine vor Dankbarkeit. Für mich war sie ein mega Geschenk, dass aller beste Pferd, dass ich mir wünschen konnte.
Überhaupt bin ich dankbar, für die Tiere in meinem Leben. Tiere haben mich immer sehr angezogen, egal welche ich war immer dabei, ich wollte sie immer versorgen, da sein. Das hat den einen oder anderen Freund von mir, vor allem in Urlauben vor Herausforderungen gestellt. Ich kann gar nicht sagen, wie viele Dinge mir meine Tiere gelehrt haben. Nachdem ich was wichtige Werte, Liebe, Verständnis und Geduld zu Hause gar nicht versorgt wurde, war das meine Schule. Ella, meine Hündin, war so gar nicht das was ich wollte. Ja, das klingt hart. Ist aber die Wahrheit. Sie war total wild, hat gar keinen Kontakt zu mir gesucht und gewollt und obendrein war sie auch total störrisch. Nein, da war ich nicht glücklich. Ich habe die Maus jetzt 4,5 Jahre und sie ist der Hammer. Aber ich musste anerkennen, dass wir nicht die Dinge bekommen, die wir wollen, sondern die die wir brauchen. Und ich hab sie gebraucht um zu lernen, dass sie ist wie sie ist, aber dennoch verdient geliebt zu werden und das uneingeschränkt. So haben wir beide adaptiert, verändert und sind zusammen gewachsen, aber so richtig. Heute habe ich einen Hund, der super empathisch ist, die überall mit dabei ist oder sein kann und voller Freude steckt. Ist tatsächlich so, einen Großteil des Tages grinst sie, den Rest verschläft sie ;-). Wir beide sind, wie wir sind, das gilt es zu akzeptieren und zu lieben.
Natürlich schaffe ich es auch nicht jeden Tag für alles dankbar zu sein. Pah, ich habe auch Tage an denen ich fluche, mein „Wutzwergerl“ durchkommt und ich einfach unzufrieden sein möchte, das Haar in der Suppe finde und das 16x am Tag. Und dann muss ich mich auch an meiner süßen, spitzen Nase nehmen oder heftig in den Po kneifen oder auch mal beides. Dann erinnere ich mich daran, wie viel ich erreicht habe und wie großzügig das Leben war. Hey, ich bin noch immer hier, trotz aller Widrigkeiten bin ich noch immer sehr, sehr da und ist das nicht Grund genug dankbar zu sein?