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follow the yellow brick road

Eines meiner absoluten Lieblingsmärchen ist die Geschichte vom „Zauberer von Oz“. Großes „L“ für Liebe! Kennt ihr die Geschichte? Es geht um ein Mädchen namens Dorothy, die zusammen mit ihrem Hund Toto durch einen Tornado nach Oz gelangt – einem magischen Ort, der bunt und aufregend ist, aber auch seine eigenen skurrilen Eigenheiten hat.

Dorothy möchte nur eines: nach Hause zurückkehren. Um ihr Ziel zu erreichen, macht sie sich auf den Weg zum Zauberer von Oz, der angeblich all ihre Wünsche erfüllen kann. Sie erhält von der guten Hexe des Nordens (Norden wie „Neustart“) ein Paar rote Glitzerschuhe, die ihr helfen sollen, den Weg zu finden. Auf ihrem Weg, den gelben Ziegelweg entlang, trifft sie auf ein sehr lustiges Trio: eine Vogelscheuche ohne Hirn, einen Blechmann ohne Herz und einen feigen Löwen.

Stopp mal hier: Als Kind hat mich dieses Märchen immer besonders berührt, weil ich mir nichts mehr wünschte, als in eine besondere Geschichte hineingezogen zu werden, in ein Land voller Magie, zu einem Zauberer, der mir meinen damals größten Wunsch erfüllt: eine Familie zu haben, die mich liebt. Als ich älter wurde, fand ich die Glitzerschuhe als Gimmick natürlich auch absolut cool. Sie symbolisierten Freiheit und ein bisschen Abenteuer. Noch später fühlte ich mich von diesem Märchen abgeholt, da die Männer in meinem Leben oft dem feudalen Trio ähnelten. Aber zurück zum Märchen:

Jeder von ihnen glaubt, etwas Wichtiges zu brauchen – Hirn, Herz, Mut und einen Kompass, der den Weg zurück nach Hause zeigt. Doch je mehr sie gemeinsam erleben, desto klarer wird, dass sie all das längst in sich tragen. Denn die Vogelscheuche war superintelligent, der Blechmann die fürsorglichste und liebevollste Seele, die es gibt, und der Löwe zeigte im richtigen Moment, dass er der größte Held sein konnte. Dorothy, die kleine Maus mit ihren Glitzerschuhen, weiß inzwischen, dass man nach Hause zurückkommt, indem man einfach den Mut hat, den nächsten Schritt zu tun (und ein paar hinreißende Glitzerschuhe helfen auch).

Die Moral der Geschichte? Du bist der Held deiner eigenen Geschichte. Sie lernen, dass die wahre Magie in uns selbst steckt – und ein bisschen Glitzer auf den Schuhen schadet nie!

Heute liebe ich diese Geschichte immer noch – unverändert großes „L“ – aber ich finde mein Herz eher im zweiten Teil und im Schluss wieder. Es geht um den Weg, den gefühlt ewig dauernden gelben Ziegelweg, mit all den kleinen Biegungen und Zwischenstationen. All den Begegnungen und Erfahrungen, wie der Horde Affen und der bösen Hexe aus dem Westen (Westen wie „weg hier“ 😉), die übrigens auch ihre Glitzergaloschen an sich reißen möchte.

Und alleine diesen Teil finde ich so interessant: Wie oft passiert es, dass wir uns von einer Horde kleiner „Affen“ und fiesen Randfiguren unserer eigenen Geschichte unsere „Seelen- oder Herzensfreiheit“ nehmen lassen – samt dem Feenstaub obendrauf?

Wir sind alle unterwegs auf diesem Weg und suchen vermeintlich verlorene Teile von uns. Heute fühle ich mich wieder wie der Blechmann, der auf dem Weg zum Heimathafen sein Herz sucht. Die Glitzerschuhe habe ich noch dabei, auch wenn sie mittlerweile zum 93. Mal neue Schuhsohlen bekommen haben. Hey, der Weg war bis hierher ziemlich lang und ich bin noch immer unterwegs. Ja, es geht um den Mut, weiterzugehen, vorbei an all den Affen und Bitches, ähm, Witches, und es geht darum, seine eigene Magie, sein Herzenslied, seine Bestimmung und seinen Heimathafen zu finden. Also rein in die Galoschen und – follow the yellow brick road! Warum? Wie sagt Dorothy: „Es ist nirgends schöner als zu Hause!“ Wer oder was auch immer für uns das individuelle „zu Hause“ sein mag.