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fill the cups

Ich habe den Eindruck, dass es in den letzten Jahren immer „enger“ wird da draußen. Was meine ich damit? Seit jeher scheint eine der großen Überschriften im Buch des Lebens, das Thema „Dualität“ zu sein: gut-schlecht, mehr-weniger, gesund-krank, Soll-Haben, Arbeit-Freizeit, Himmel-Hölle, munter-müde, usw. usw.. Und hinter allem haftet ein Spannungsverhältnis, eine Messung, sowie eine persönliche Wertung oder Bevorzugung der Richtung. Es geht also ums permanente Ausloten und adjustieren von unseren eigenen Wünschen und Verpflichtungen (was in sich ja wieder sehr gegensätzlich sein kann) und dem was andere für Bedürfnisse haben. Mein Eindruck ist nun, dass viele Menschen immer rücksichts- und gedankenloser werden und der Fokus vermehrt darauf gerichtet ist, ausschließlich auf sich selbst zu achten. Es scheint nicht mehr um Gleichgewicht zu gehen, sondern lediglich seine eigene Tasse immer voll zu haben.

Wenn ich mich zurück erinnere, an den ersten Lockdown und daran, dass ich bei mir im Ort vor teils leeren Regalen gestanden bin. Ich habe es absolut nicht verstanden und ich das tue ich heute immer noch nicht. Da hörte die Rücksichtnahme, dass wir eine Gemeinschaft sind auf und es war spür- und sichtbar, dass die Mehrheit (das muss man einfach mal so sagen), ausschließlich auf das eigene Wohl geachtet hat. Kein Gedanke, dass speziell Menschen, die auf andere angewiesen sind, gar nicht die Möglichkeit haben oder hatten so schnell Güter für sich einzukaufen. Ich war damals total geschockt und traurig. Man sagt ja, dass in der Krise, der wahre Charakter in den Vordergrund rückt. Natürlich und Gott sei Dank, gab und gibt es viele Menschen, die die Hilfe für andere Lebewesen zu ihrem Fokus machen und unfassbar gute Dinge tun. Und hier sind wir wieder: alles scheint irgendwie immer schon so (auf-)geteilt: Geben und Nehmen, Gut und Böse, Krieg-Frieden. Aber wer achtet allgemein darauf, dass die Wage des Lebens ausgeglichen ist? Wer passt auf, dass wir im Lot sind und das alles nicht in die eine oder andere Richtung „kippt“? Wobei ich mir persönlich eher wünsche, dass wenn es kippen sollte, dann bitte gerne auf die Geben-Seite, auf die friedvolle, auf die Seite wo alles gut ist oder zumindest überwiegend.

Ist es aber nicht, nicht für mich! Wie gesagt, ich finde, dass die letzten Jahre die Ausgewogenheit fehlt. Und bitte versteht mich richtig: Ich meine nicht, dass wir alle unser Leben ausschließlich darauf verwenden sollen, für andere da zu sein und nicht auf uns selbst zu achten. NEIN! Es ist ebenso wichtig, herauszufinden was mir gut tut? Welche Art von Mensch an meiner Seite erfüllt mich, welche Art von Freundschaft, welche Aktivitäten, welche Arbeit? Was bringt mich in meiner Entwicklung voran und was eben nicht? Was brauche ich, um glücklich zu sein? Denn genau dort können wir nicht nur sein, wie wir sind, sondern wir können auch unsere Gläser oder Tassen wieder füllen mit Energie, mit Liebe und Leidenschaft. Wie viele Menschen fristen ihr Leben als Zombies, sie existieren in einem Job, der ihnen noch nie Freude bereitet hat oder in einer Beziehung, in der es schon lange nichts mehr zu sagen gibt? Natürlich (!), muss und soll das jeder für sich bestimmen, wie er oder sie sein/ihr Leben gestaltet. Und ja, eventuell gibt es da draußen Menschen, denen LEBEN oder die LIEBE, nicht den ultimativen Wert hat. Für die zu leben bedeutet, arbeiten zu gehen und nach der Arbeit vor dem Fernseher zu sitzen vollkommen reicht. Und dann gibt es die, die immer alles verschieben auf später, auf irgendwann, auf die Pension, auf die Zeit, wenn die Kinder ausgezogen sind, kurzum auf gar nicht. Viele merken gar nicht, wie wertvoll das Leben ist, wie wertvoll es ist eine emotionale Verbindung zur Welt da draußen zu haben. Die Augen zu öffnen und Dankbar zu sein.

Und ebenso nein!, ich finde nicht, dass da draußen in der Welt alles pipi-fein ist, dass der Regenbogen und das Einhornpupsi in Dauerschleife laufen. Fix nicht! Dafür habe ich selbst zu viel erlebt und gesehen. Aber gerade deshalb und trotzdem, ist es für mich wichtig, was zu tun, was zu bewirken, positiv zu verändern! Das bedeutet, darauf zu achten, dass mein Kopf, meine Gedanken, meine Emotionen und mein Handeln, meine Nase in eine positive Richtung zu drehen, also in Richtung Liebe, Freude, Geben, Zuversicht, Miteinander und Verbindung. Und dann mit der Welt und den Lebewesen in Kontakt zu kommen. Eben nicht nur an sich selbst zu denken, sondern auch an andere. Sich eben nicht aus purer Rücksichtslosigkeit, auf den Behindertenparkplatz zu stellen. Nicht vorzudrängen an der Kassa, weil ich es eilig habe und es mir total egal ist, wie es den anderen damit geht. Oftmals nur einen kleinen Augenblick der Aufmerksamkeit, des Hinschauens, wenn der Nachbar den Hund misshandelt und Hilfe zu holen, anstatt wegzuschauen, weil man dann „nur Ärger hat“ und es „ja nicht meine Angelegenheit ist“. Nicht neidisch zu sein, dass der Arbeitskollege eine Beförderung oder ein neues Auto hat, sondern sich mit ihm und seinem Erfolg zu freuen. Auch mal mit einem Obdachlosen zu sprechen und ihm ein Essen auszugeben, einfach so, anstelle anzunehmen, dass er „faul ist und ohnehin nichts taugt“! Nicht die leere Dose einfach auf die Straße zu werfen, weil es ja „eh jemand sauber macht“. Menschen offener und respektvoll zu begegnen, egal woher sie kommen, egal welchen Job sie haben und nicht einfach Dinge anzunehmen. Am Wochenende mal ins Tierheim fahren und den Tieren Liebe zu geben, anstelle vor dem Fernsehgerät zu fristen. Oder einen Abend mal damit zu verbringen, Utensilien in Kisten zu packen, die man spenden kann. Sein Geld, seine Werte, sein Denken und sein Handeln positiv zu nutzen.

Und wer jetzt sagt: „Was geht mich das alles an?, oder „Was hab ich davon?, dem entgegne ich, einfach mal ausprobieren, das hat so eine absolute Spiegelwirkung. Alles was ich da draußen gutes bewirke, tue ich auch für mich. Alles was ich anderen schenke, ist gleichsam eine tolle Überraschung für mich selbst, besonders bei denen, die von uns „abhängig“ sind. Wie heißt es so schön bei den Pfadfindern? „Jeden Tag eine gute Tat!“ Oder, ich mag persönlich den lieber: „Wenn Du gerade nichts gutes in Deinem Leben bewirken kannst, dann tue für jemand anderen etwas gutes!“ So oder so, egal in welche Richtung wir schauen, uns bewegen und handeln, es verändert uns. Jeden einzelnen Tag. Und es geht auch gar nicht vordergründig um Geld, es sind und waren immer die kleinen Dinge, die die Welt berühren und sooo viel Unterschied machen, ein Lächeln, eine nette Geste. Schaffe ich das immer, nein natürlich nicht. Ich habe auch meine Schattentage, wie jeder andere. Tage, an denen mein Wutzwerg poltert und ich vorrangig mit mir selbst und anderen nicht zufrieden mit. Nicht im Frieden bin. Aber ich gebe nicht auf an mir zu arbeiten, an meinen Herzenswünschen, an meinen Visionen, an meiner Geschichte und an einem HAPPY END, daran möchte ich, daran muss ich glauben.