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don’t you dare to laugh

Heute und ab jetzt regelmäßig, etwas aus der Rubrik – ein wenig Business, eine kleine Dose Humor und eine große Portion „Quergedacht“: Wirft man einen Blick in diverse Medienberichte und/oder wissenschaftliche Recherchen, so ist bereits seit Jahren erwiesen, dass Humor ganz allgemein, eine positive Wirkung auf unser Leben hat. Lachen reduziert unser Stressempfinden, macht uns unempfindlicher für Krankheiten, hilft uns Konflikte leichter zu lösen oder ganz generell, dass Leben und seine Herausforderungen leichter anzunehmen. Dennoch gilt es vielfach gerade im Businessbereich immer noch als Fauxpas, also absolutes und unprofessionelles „don´t“. Arbeit wird in der Regel als „ernstes Geschäft“ angesehen und scheint genau das andere Ende von Spaß, Spiel und Humor zu sein. Wer am Arbeitsplatz Zeit hat zu lachen, wird nicht nur irritiert angeschaut, sondern muss sich auch dem Vorwurf stellen, nicht ausgelastet oder gar faul zu sein. Arbeit muss immer noch nach ernsthafter Anstrengung aussehen, wobei die Betonung auf ernsthaft liegt. So ist die Unvereinbarkeit von Humor und Leistung im verbreiteten Arbeitsethos tief verankert und vorprogrammiert. Aber warum ist das so? Sind wir Österreicher unlustiger, wenn es um´s Geschäft geht oder sind wir der Meinung, dass Humor und das „knallharte“ Geschäftsleben nicht einhergehen?

Blickt man zurück hatten sowohl die Hofnarren, Clowns ganz allgemein, der Kasperl oder auch „unser“ Hans Wurst mitunter einen eher zweifelhaften Ruf, der eher in der Ecke „dümmlich“ oder „tolpatischig“ zu Hause war. Abgesehen von der auffälligen Kleidung und der roten Nase, hatten sie so etwas wie Narrenfreiheit. Niemand nahm sie so richtig ernst und dadurch durften sie sich einiges leisten. Der Rolle des „Klassenclowns“ geht es da ja nicht besser. Zwar finden ihn die meisten Schüler_innen lustig, da er den Unterricht entspannt, dennoch auf Dauer auch nicht „lustig“.

Der wahre Held, der Verfechter der Wahrheit und der Freude, wurde und wird zumeist ausgelacht, verschmäht und „aus dem Dorf gejagt“. Ob durch ungeschicktes Verhalten, selbst verfasstes oder erhaltenes „Rollenskript“, sein Lachen schallt mehrdeutig über Autoritäten, Werte und Wahrheiten. Geht es bei der Rolle des Narren nun um einen vielschichtigen, interessanten Charakter, einen Störenfried wertvoller Normen und Regeln, um einen empathischen und intelligenten Beobachter oder einfach nur um einen verrückten Psychopathen?

Nicht nur deshalb, findet Humor oftmals keine Bühne in Unternehmenskulturen. Und obwohl bereits erwiesen ist, dass sich Lachen positiv auf unser Wohlbefinden auswirkt und Humor ein wesentliches Element der menschlichen Interaktion ist, nehmen Manager diese Vorteile oftmals nicht ernst. Es zeigt sich deutlich dass, auch wenn die Verwendung von Humor auch und gerade im beruflichen Kontext eine befreiende Bewältigungsstrategie sein kann, Unmut zu äußern oder mit Bedrohungen umzugehen, also eine Möglichkeit offensichtliche, gesellschaftliche Tabus zu umschiffen, so scheinen derartige verbale Ausschreitungen dennoch im sozialen Setting mit einer gewissen Ausgrenzung einhergehen.

Da geht man dann lieber den Umweg und greift auf den Einsatz eines externen „Bespassers“. Und davon gibt es reichlich. Die vergangenen Jahre ist das Geschäft der Unternehmensbespassung zur wahren Goldgrube geworden und die Möglichkeiten sind vielfältig. Geworben wird mit Teamincentivereisen bei denen lustvoll gemeinsam Floss gebaut wird, Lamas, die durch den Wald geführt werden, gemeinsames Karaoke singen und Blinde Kuh spielen. Alles unter dem Deckmantel der Motivationssteigerung, der Mitarbeiter_innenbindung und des Gemeinschaftsgefüges. So wird die Unternehmensbühne frei gemacht für eine/n externe/n Humortrainer_in und das ist eventuell nicht die „dümmste“ Idee. Denn seine oder ihre Außensichtweise kann nicht nur neue Ideen einbringen, die sonst durch interne Scheuklappen verdeckt sind, sondern diese/r hat auch die nötige Distanz zum Betriebsalltag. Und der Einsatz einer Clown Nase darf auch hier natürlich als wirkungsvolle „ich bin der Verrückte und nicht gefährlich“-Requisite nicht fehlen. Der Trainer/die Trainerin präsentieren einen neuen Blickwinkel auf das tägliche Geschehen, welcher durchaus überspitzt mit Pointen dargestellt zum Nachdenken versehen wird. Der Hintergrund ist immer der gleiche: „Wenn´s gefällt, ist es auch gut“. Und die rote Nase erlaubt den ZuhörerInnen immer noch, alles als „Witzchen“ abzutun und in Ruhe zum Firmengeschehen überzugehen. Was dann zurück bleibt ist ein weiterer durchaus vernachlässigbarer Betriebsausflug, bei dem hoffentlich das Essen gut war. Egal ob Hofnarr, Business Clown oder Unternehmensnarr, es geht immer um eine sehr spezielle und mitunter sehr falsch verstandene Rolle.

Entgegen der weiter verbreiteten Ansicht, dass der humorvolle Zugang einem einfachem, ja fast dümmlichen Charakter entspringt, sind die Denk- und Handlungsweisen der Narren durchaus tiefgründig, zielgerichtet und absichtlich. Es ist wohl das alte Thema der „Andersartigkeit“ des Business Clowns, dass immer wieder und immer noch Ängste in der Gesellschaft hervorruft. Zu hinterfragen, zu stören, nicht alles zu akzeptieren, sondern auf Missstände aufmerksam zu machen und dies mit einem dicken Schmunzeln kund zu tun. Vielleicht ist es auch seine konstante und lebensbejahende Lebenseinstellung, die Gabe, trotz aller Widrigkeiten dem Leben die Zähne zu zeigen? Oder die selbst erwählte und belebte lachende Maske, die voraus getragen wird und die dem Narren nicht zu entreißen ist? So oder so, er oder sie stört einfach die fest verankerten Unternehmensphilosophien und Denkweisen. Und zu denen gehören auch noch hierarchischen Strukturen und autoritären Führungsstile aufrechtzuerhalten. Viel zu gefährlich wäre hier der Einsatz von Humor und damit Menschlichkeit und ein gar „flapsiges“ Ge“DU“ze für die, die ohnehin um ihre Macht fürchten. Moderne Befürworter der Business Clowns, wären bereit und stehen in den Unternehmensstartlöchern für einen (wage-)mutigen Schritt ins Ungewisse, die nicht nur die internen Hierarchien neu sortiert, sondern auch Entscheidungsträger_innen fordert umzudenken und mit ihnen ins kalte Wasser zu springen. Denn es braucht diesen Schritt, diesen Sprung, um alte Muster aufzubrechen, um die Fragen zu stellen, die nur der Narr stellen kann.