Klar, worüber schreibe ich?, Dinge, die mich beschäftigen, bewegen und/oder berühren. Die letzte Zeit habe ich viel darüber nachgedacht, was „Kritik“ überhaupt ist, was das bedeutet. Bin ich zu verwegen, wenn ich gleich im Voraus feststelle, dass das Wort „Kritik“ zumeist einen eher negativen Beigeschmack hat? Schon bei dem Wort zieht es uns leicht die Mundwinkel nach unten. Klar, es gibt auch Stimmen, die behaupten, dass Kritik wichtig ist, sie uns wachsen lässt, sie dafür sorgt, dass wir besser werden können, dennoch es bleibt dieses ungute Gefühl in der Magengegend.
Wagt man diesbezüglich einen Blick ins Wörterbuch erfährt man: „Unter Kritik versteht man die Beurteilung eines Gegenstandes oder einer Handlung anhand von Maßstäben!“ Jetzt gehöre ich persönlich obendrein zu den Menschen, die nicht nur, wie auch der eine oder andere, das Wort „Kritik“ als eher negativ wertet, sondern auch das Wort „Beurteilung“, weil es für mich eben ein Urteil impliziert, welches ja zumeist sehr subjektiv ist. Also meine sehr persönliche wie doch zumeist eingeschränkte Wahrnehmung. Denn wir alle nehmen aufgrund unserer Erfahrungen, unserer Geschichte und unserer Erlebnisse alles durch viele Filter wahr. Wir grenzen die Fülle von Wahrnehmungen, fast gezwungener Weise ein, (weil wir tatsächlich nur wenige Informationen bewusst aufnehmen können) auf das, was uns wichtig erscheint, auf dass, was durch die vorher beschriebenen Filter oder sagen wir Brillengläser (durch-)wandert. Nun, egal wie man es nun nennen mag: Kritik, Feedback oder Urteil, es handelt sich um Dinge, die unserem sehr persönlichem Empfinden entspringen, ergo unserem Filtereingeschränktem Sehen und Hören.
Und ist diese Kritik, diese Rückmeldung die wir unserem Gegenüber (an-)bieten etwas Wertvolles, etwas das der Entwicklung beiträgt, etwas wofür man dankbar sein soll(te), obgleich oder gerade, weil sie so subjektiv, so persönlich ist? Muss man also für Kritik dankbar sein? Oder hat Kritik aufgrund des individuellen Faktors einen doch eher äußerst beleidigenden, herablassenden, übergriffigen, geradezu gemeinen Hintergrund?
Vielfach ist es ja auch so, dass es die verbreitete Sichtweise gibt, dass ausschließlich beleidigend ist, was ich und nur ich als beleidigend annehme, also wiederum hinter meiner Brille sehe oder durch meine Filterhörmuschel dringt.
Tja, ich weiß ja nicht wie es Euch geht, aber langsam wird es für mich herausfordernd, um nicht zu sagen schwierig. Wie ist das jetzt? Hat das Wort „Kritik“ so viel Macht wie wir ihm bereit sind zu geben? Wann ist Kritik hilfreich? Wenn wir es so sehen? Wenn wir das Wort ändern in Feedback? Wenn wir uns an alle erdenklichen Kommunikationsregeln halten, die den Inhalt weicher machen? Wenn wir mit reinem Herzen an die Sache gehen?, also es total liebevoll meinen? Ja, ich weiß, jetzt gibt es auch noch das schöne Wort „konstruktiv“? Kritik sollte also für uns „anzuwenden“ sein. Puh, und woher weiß mein Gegenüber jetzt, was ich gerade gut „verwenden“ kann?, was mir in der Entwicklung gerade hilft oder nicht?, oder ob ich mich überhaupt entwickeln möchte? Klar, wenn ich danach frage oder wenn ich darum bitte. Ist das also der Schlüssel zum „Erfolg“? Hat so ein wenig etwas von Geschenkübergabe, oder? Manche mag man, über manche freut man sich, manche „bestelle“ ich sogar und freue mich darüber. Allerdings gibt es auch die, bei denen wir uns denken: „WTF!, wiesooooo?“ Die, die wir versuchen möglichst schnell wieder los zu werden, die bei denen wir so tun als wären sie der absolute Hammer und im Nachhinein wandert alles in den Mülleimer. Gut und dann gibt es die, die uns verletzten, weil wir uns etwas anderes „erwartet“ haben. Und die, die wir einfach nicht annehmen, ja, auch das ist denkbar und möglich.
Und letztlich (so es überhaupt ein letztlich gibt) frage ich mich auch noch, wie sage ich meinem Gegenüber dann, was mich stört, wenn mich was stört? Gilt da so etwas wie eine Behaltefrist, also meine Wahrnehmung, alles was mich stört gehört mir und behalte ich auch für mich, um mein Gegenüber nicht zu verletzen? Oder einfach kunterbunt wie Pipi raus damit? Was ist hilfreicher in einer Beziehung?
Was bleibt ist der hohle Beigeschmack, der bereits am Anfang da war: die Kritik.