Wer von Euch war schon mal beim Speed Dating? Ich, vorige Woche. Fällt auch unter die Jahresvorsätze. Ihr erinnert Euch? Mutig und so. Oder auch total bescheuert. Je nachdem. Aber nachdem ich ja ein positiver Single bin – also mein Bett, wie ich gelesen habe „halb voll“ ist – probiere ich Neues aus.
Das Prinzip ist einfach, als Frau. Die setzen sich nämlich hin und … lassen den Kelch (in dem Fall ein anderes Wort für den Mann, oder die Männer), an sich vorbei ziehen. Und das sie weiterziehen ist fix, zumindest nach 5 ganzen Minuten. Ich habe vorher schon mal die Kellnerin mit Trinkgeld bestochen, mir auf ein kleines Zeichen (damit meinte ich, mein lautstarkes HILFE schreien), die richtig „harten“ alkoholischen Getränke zu bringen. Sicher ist sicher. Da saß ich nun und dachte, was für ne total doofe Idee. Und es ging auch schon los und der erste Mann saß vor mir.
Die Mädels neben mir hatten ganze Fragelisten an die Männer. Für mich waren es nur zwei Fragen. „Bist Du Witwer?“ Und dann noch … „Bist Du ein Waisenkind?“. Ich teile einfach nicht gerne. Und während die Frauen, auf die uns vorher übergebene Karte seitenweise Notizen machten, lag mein Zettel einfach stillschweigend neben mir, alles was ich jeweils nach 5 Minuten machte, war ein Kreuz. Da stand dann, Nummer 1, kreuz. Nummer 2, kreuz. Kein Name, nichts. Wer mich kennt, der weiß, dass ich mir Namen sowieso irrsinnig schlecht merke, Gesichter ja und gewisse Eigenschaften, aber Namen, nein, leider oder Gott sei Dank nicht so sehr. Woran ich allerdings totalen Spaß habe, ist generell Menschen kennenzulernen und dafür sind 5 Minuten total ausreichend. Natürlich kennt man dann niemanden wirklich, aber man hat ein gutes erstes Bild. Frauen ja überhaupt, da läuft vor den Augen so ein Film ab, wie im Film Terminator. Und die einzelnen für einen persönlich, wichtigen Punkte werden reihum abgehakt, so oder so.
Mitten am Tisch stand ein kleiner Teller, mir einer Handvoll Gummibärchen und Schokobananen und während das Mädel am Tisch gegenüber nicht wollte das ein Mann alles weg isst, sie wollte noch was übrig haben für die 9 anderen. Hatte ich Angst, dass die Männer mir alles wegessen. Ja, so bin ich. Im Endeffekt hat sich eh keiner dran getraut. Und damit meine ich jetzt immer noch die Gummibärchen. Klar, wer mich kennt, weiß wie böse ich gucken kann.
Aber an so einem Abend, freut sich am Meisten, die kleine Claudia in mir. Die Claudia die immer ruft „ich will doch nur spielen!“ Und da gibt’s jede Menge. Ich gebe zu, ich als absoluter Sprachakrobat, bin ja so was von schnell im Kombinieren und sofort ansprechen und … lachen. Und ja ich gebe auch zu, dass das nicht so einfach ist, außer man(n) ist schlagfertig und humorvoll und kommunikationstechnisch ebenso total sattelfest. Das sind ja immerhin … 3% aller Männer. Sorry, ich lache. Und dann kommen einfach ganz lustige Sachen raus.
Da waren witziger weise 2 die gaanz stolz ihre Vaterqualitäten hervor hoben. Dass sie ein geteiltes Sorgerecht haben und ihre Kinder, Betonung auf ER, also mehrererere, hui, wochenweise bei sich haben. Die Kinder wechseln also je nach einer Woche zum anderen Elternteil. Schlussfolgerung meinerseits. Die Eltern wohnen sicher nicht weit auseinander, wegen der Schule und all er Außerschulischen Aktivitäten der Kinder. Jackpot. Beide wohnen sehr nahe zu ihrer Exfrau. Ah, das finde ich schon mal ganz außerirdisch herrlich. Wir sind alle eine glückliche Familie. Ich hatte das einmal vor Jahren. Da hat mein Freund, dessen Schwester und dessen Eltern alle im Umkreis von 1km gewohnt. Schön, wenn alle so regelmäßig und permanent zusammen kommen. Das hat so was von Tag der offenen Türe. Ja, das muss man mögen.
Und dann war da so jemand, dem ich liebevoll den Kosenamen, Yogamatte gegeben habe. Kaum saß er, hat er mir was von meiner Aura, von meiner Energie erzählt und was er angeblich in meinen Augen erkennen würde. Puh. Der letzten Mann, der etwas in meinen Augen gesehen hat, nämlich angeblich unsere gemeinsamen Kinder, der trägt heute sicher ne Brille. Also hatte es auch die Yogamatte nicht in die nächste Runde geschafft, keine Rose.
Einer erzählte mir von seiner Exfreundin, wegen der er nach Wien gezogen ist und warum sie sich getrennt hatten. Und wie er damit umgegangen ist, warum er jetzt doch in Wien bleibt und warum sie noch gemeinsam wohnen. Hmmm? Ich bin heute noch unsicher ob er „Speed Dating“ mit „Speed Coaching“ verwechselt hat. Ich bin unsicher. In jedem Fall schon mal, Danke für die offenen Worte.
Einen hab ich nicht gut verstanden, er lebt noch nicht so lange in Wien. Alles kein Thema. Um ihn zu verstehen, bei all der Geräuschkulisse, musste ich mich über den Tisch lehnen. Was allerdings eine üble Kombination ist, ist die Tatsache, dass er vorher noch Essen war. Auch ich esse gerne Döner, wirklich, eventuell jetzt nicht vor einem Date, oder nicht vor den ersten Treffen und wenn gemeinsam. Wobei, ich habe ihn nicht gefragt, ob er mir was mitgebracht hat. Jetzt auch nicht der Treffer.
Und man glaubt ja gar nicht wie laaaaaange manchmal 5 Minuten sein können. Und das sage ich, als Mensch der wirklich gerne spricht. Da fällt mir dieser großartige Spruch ein: „Everyone brings joy to this room. Some when they enter. Some when they leave.“
Aber ich hatte Spaß, wirklich. Großartig! Kennengelernt habe ich auch jemanden. Und wir werden künftig viel gemeinsam machen, sind in Kontakt, wir lachen viel, haben Spaß. Sie heißt Barbara und wir haben uns schon angemeldet für die nächste Runde … Speed Dating. Also Männer, rein in die guten Shorts und erzählt mir mehr …