Menschen sind für sich ja für sich ein lustiges Völkchen. Zwar nicht immer, wie ich immer zu sagen pflege und auch nicht alle, aber so aus der Ferne betrachtet, aus der weiten Ferne. Warum ich das sage? Nun-ja, weil sie recht schnell sind mit Zuschreibungen, Beurteilungen und Wertungen. Und als brave Studentin weiß ich, dass das auch sein Gutes und Wertvolles hat. All unsere Wahrnehmungen müssen ja irgendwie kompakt in Schubladen gesteckt werden, wohin denn sonst mit all der Flut?
Ich stelle mir unser Gedächtnis ja eher so als Frau vor – und nein, nicht weil ich der Meinung bin, dass Männer nicht denken, zumindest würde ich das nie soooo laut sagen – sondern, weil ich mir immer ne Frau vorstelle, die für den Urlaub packt. Und wie wir alle wissen (hui, heute hab ich es aber mit den Zuschreibungen – klingelt da schon etwas?), packen Frauen viel ein, sehr viel. Und manches von dem was Frauen einpacken ist wirklich sinnvoll und brauchbar, manches aber gar nicht. Eventuell, weil es ohnedies im Urlaub nicht regnet oder man feststellt, dass 8 Unterhosen doch für eine Woche reichen und es keine 20 braucht. Und so ähnlich denke ich läuft es bei uns im Gehirn ab. Zuerst kommt mal gaaanz viel rein und dann wird aussortiert, entweder weg oder in ne Schublade. Und unsere Kommodenladen heißen Wertungen, Zuschreibungen und auch mal Müll. Gut, bei dem einen oder anderen klemmt mal ne Lade oder eine andere ist total überfüllt und manchen sind leer.
Mir wird nachgesagt, dass ich ein sehr offener Mensch bin. Und tatsächlich ist es mir ein Anliegen, anderen (wiederum nicht immer und nicht alle) offen, freundlich und neutral zu begegnen. Für mich macht es keinen Unterschied woher jemand kommt, woran er oder sie glaubt, auf wen er oder sie steht, wie diese Person aussieht oder welche Ausbildung und/oder Position jemand hat. Mir ist wichtig, dass es ein cooler Mensch ist. Und mit cool meine ich meine 3 „H´s“ – Herz, Hirn und Humor. Nun fällt ja nicht jeder in diese Kategorien und dann komme ich wie alle anderen teils an meine Grenzen. Und manchmal bin ich da nicht so stolz drauf. Warum? Weil jede/r ihre/seine Geschichte hat, alle tragen ein Päckchen und mal ehrlich, Gott sei Dank sind diese nicht offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Es hat also auch etwas für sich uns zu schützen. Unser Innerstes, Wertvollstes, unsere Narben und Verletzungen nicht oder nicht gleich den Bewertungen rundum auszusetzen.
Und jetzt die gute oder unfassbar doofe Nachricht. Erstens bin ich der Meinung, dass die meisten Menschen ohnedies sehr oberflächlich sind. Ups, jetzt ist es raus. Damit meine ich, dass sie gar kein Interesse haben, wirklich herauszufinden, wie ein Mensch ist. Uns reicht das Lächeln im Gesicht und die Floskel: „Ja, danke, alles bestens!“, und gut ist es. Wahrscheinlich sogar für beide Seiten. Und zweitens, egal was wir sagen, was wir tun, was wir von uns verraten oder auch nicht, Menschen urteilen. So wird das positive Lächeln zu einem riesen Fake und rücksichtslose Handeln eines anderen, zu einem starken Menschen, der Ziele hat.
Einer meiner Herzmenschen, meinte unlängst, dass ich wie ein Einhorn bin. Generell verstreue ich gerne Glitzer, es fällt mir sozusagen aus dem Po vor lauter Freude. Und wenn mich jemand wirklich ärgert, bekommt er es mit meinem Horn zu tun. Aber die Essenz ist, nur manche können mich sehen, weil ich mich sichtbar mache. So auf Hose runter und hier bin ich. Manchen zeige ich mich erst gar nicht. Da bleiben die Hose an, der Pulli und die Jacke. Und manchmal zeige ich mich kurz um zu sehen, wie andere mit diesem „Zauberwesen“ in mir umgehen. Das wäre dann wohl so etwas wie ein „Busenblitzer“?!? Letztlich sieht aber jeder, auch nur das was er sehen möchte oder kann. Den Glitzer, das Horn oder diesen ganz besonderen Menschen.
Was also generell tun? Gleich und von Anfang Hose runter und hier bin ich, take it or leave it? Oder mal Zurückhaltung, Zeit nehmen und schauen wie es läuft? Ich denke, dass jede/r für sich individuell entscheidet. Aber vielleicht sollten wir mit unseren tabula rasa Zuschreibungen und Tinder angelerntem rechts/links wischen etwas vorsichtiger sein. Die Prinzessin hat ja schließlich auch den Frosch geküsst und aus Erfahrung weiß ich, Einhörner gibt es wirklich.