Schrille Story mit uns Menschen. Obgleich die Natur, sprichwörtlich ein absolut natürliches Gefühl für ein Zusammenspiel zwischen Kommen und Gehen, zwischen Verwelken und Erblühen, zwischen Kämpfen und Loslassen hinken wir hinterher. Was ich damit meine?
Wir neigen dazu, um Dinge zu kämpfen, wo es gar nichts mehr zu kämpfen gibt. Wir hängen an Menschen und Sachen, haben Angst los zu lassen, wir könnten ja etwas verlieren, was wir wahrscheinlich ohnehin bereits verloren haben. Andererseits lassen wir anderes an unserer Seite praktisch „verwelken“, weil wir uns schlichtweg nicht (mehr) darum bemühen. Wir verabsäumen es in Beziehungen zu investieren, weil wir in dem Glauben sind, dass der andere morgen ja eh noch da ist. Wir nehmen die Zeit und die Menschen an unserer Seite als unendlich wahr. Ganz nach dem Motto: „He, da kann ich mich morgen oder übermorgen auch noch darum kümmern, die Zeit (ergo der Mensch an meiner Seite) läuft ja ohnehin nicht weg.“ Wir pflegen die Beziehungen nicht, damit sie blühen können, weil wir oftmals auch gar nicht sehen, dass sie Pflege brauchen. Wir haben ja andere Prioritäten: Geld, Beruf, Status,…
Und jetzt die Perversion, dann kommen wir eines Tages nach Hause und es gibt nichts mehr zu pflegen, nichts mehr worum man sich bemühen könnte. Und dann, was tun wir, ach so ja, erstmals kommt die Erleichterung, nicht das Nachdenken, nein, die Erleichterung. Endlich, kann ich mal an mich denken, ohne schlechtes Gewissen, ohne Verantwortung, ohne Verpflichtung. Und es fühlt sich gut an. Erstmals. Aber dann, irgendwann abends im Bett vielleicht, dämmert es langsam dem Hirn und dann dem Herzen.
Die Natur versteht, dass wo Ebbe, da Flut. Den Wechsel der Jahreszeiten, dass es notwendig ist altes loszulassen, damit im Frühling Neues entstehen kann. Es gibt ein wunderbares Zusammenspiel, eine Basis, die alle nährt, ein intuitives Vertrauen, dass gewährleistet, dass jeder strahlen darf und jeder seine Stärken, aber auch seine Schwächen zeigen darf.
Die Natur kämpft sich an den unscheinbarsten und fast hässlichsten Stellen den Weg, um eine Blume erblühen zu lassen. Sie fragt sich nicht und hinterfragt sich wohl auch nicht und schafft es. Woran es auch immer liegen mag, sei es die Sehnsucht nach der Sonne, nach Wärme oder dem Urvertrauen, aber sie schafft es. Wir hingegen zweifeln an uns, rechtfertigen uns die Umstände zu Recht, finden 1000 Ideen aufzugeben und den anderen dafür verantwortlich zu machen. Wir glauben nicht. Wir vertrauen nicht. Und geben auf.
Warum kämpfen wir oft, wo es gar nichts mehr zu kämpfen gibt und weinen um Dinge, die längst weg sind. Warum wünschen wir uns Menschen an der Seite, die uns nicht guttun und sehen andere in ihren positiven Absichten nicht? Wir hängen an Dingen in unserer Vergangenheit, wünschen uns diese aus Herzenskräften zurück, anstelle das was da ist zu sehen, zu schätzen, zu lieben.
Die Sonne geht unter und verabschiedet damit den Tag, ganz natürlich und ohne, dass die Sonne darum bitten müsste oder den Mond ständig daran erinnern müsste, kommt die Nacht und der Mond strahlt. Dies wiederholt sich ständig. Der Rhythmus, der Wechsel passiert.
Warum also haben wir nicht dieses natürliche Verständnis? Was zerkopfen wir und was beherzen wir zu viel oder gar zu wenig? Wo ist dieses klare und ausgeglichene Geben und Nehmen in unserem Leben? Wir geben wahlweise zu viel um irgendwann ent-täuscht davon zu ziehen oder wir nehmen bis nichts mehr da ist. Ist dieses Verhalten also typisch menschlich und Teil dessen so wie es gehört und sein soll? Ist dies eine weitere Schublade neben Mann/Frau usw. GeberIn und NehmerIn? Oder soll es sich gar nicht ausgehen? Gerecht sein, weil was ist gerecht? Oder gibt es eine dahinter liegende psychologische Erklärung für dieses oftmals unrunde etwas. Vielleicht gehört ja auch alles genauso und absolut alles hat so seine Richtigkeit, oder?