Wir leben ja maßgeblich in einer Welt, in der Menschen sich meiner Meinung nach viel zu wichtig nehmen. Viel zu wichtig und viel zu ernst. Aber warum eigentlich? Jetzt mal unter uns – wer legt fest was mächtig ist, was professionell und warum gar einer wichtiger sein soll, als der andere?
Ich habe im Laufe meiner Berufslaufbahn immer wieder gehört, zu lachen sei unprofessionell. Wow! Ihr wisst ja, dass ich seit Jahren als Trainerin in der Erwachsenenbildung arbeite, hauptsächlich also mit Menschen, in meinem Fall hauptsächlich mit Jugendlichen. Und es scheint immer wieder ein riesen Konfliktpunkt zu sein, wie man (oder Frau in dem Fall 😉) mit dieser / unserer Zielgruppe umgeht. Wie gelehrt wird? Was zu persönlich ist, über Grenzen und über Regeln. Und ehrlich, ich kann es nicht mehr hören.
Es fängt schon an bei dem beliebten Aufhänger „Du“ oder „Sie“. Die relativ einheitliche Meinung ist im Trainingsgeschäft zu Sie´zen. Warum? Es sei respektlos! Ok, ich weiß ja nicht was Respekt bei anderen bedeutet aber ich frage vorweg immer höflich nach, wie ich Menschen ansprechen darf. Abgesehen davon war und bin ich schon immer der festen Überzeugung gewesen, dass Respekt nicht von einem Du oder Sie abhängig ist, sondern von einem generellen Menschenbild. Weder Position, noch Alter, weder Aufgabenbereich noch Berufserfahrung gewährleisten einen respektvollen Umgang oder die Garantie auf ein feines Miteinander.
Weiteres, ist Nähe, sich sichtbar zu machen in seinem Menschsein ebenso verpönt. Generell gilt hier wieder „das ist unprofessionell“. Ergo Mensch sein ist also unprofessionell. Ich sage in meinen Gruppen immer, dass ich weder ein besserer Mensch bin, noch auf Erden um über sie zu richten. Persönlich habe ich in jeder meiner Gruppen, von all meinen TeilnehmerInnen auch etwas mitnehmen dürfen. Wahlweise habe ich von ihnen gelernt oder etwas über mich. Ich finde das sehr überheblich anzunehmen, nur weil ich da vorne stehe und zu ihnen spreche, sei ich besser. Ich berichte so offen und ehrlich wie ich kann aus meinem Leben. Und ich mache Fehler, ja, weil ich ein Mensch bin. Unprofessionell???
Die letzten Wochen habe ich oft vernommen, dass Jugendliche gemaßregelt gehören, vertraut gemacht mit der vollen Härte des Lebens, die Welt ist ja schließlich kein Ponyhof. Ergo, also wenn es da draußen Menschen gibt, die sich möglicherweise nicht korrekt verhalten, dann soll oder muss ich sogar das als Leitfaden nehmen um andere schon einmal daran zu gewöhnen? Das versteh ich nicht – Sorry! In meinem Herzen, wenn schon, dann positives Vorbild zu sein, etwas vorzuleben, von dem sie wissen, wie es AUCH SEIN KANN. Geht es nicht darum, das Gute weiterzutragen? Und überhaupt, geht es nicht darum gerade jungen Menschen die Flügel zu stärken, als sie zu brechen? Woran sollen sie dann glauben? Woran sich orientieren? Zu lernen, sich zu entwickeln bedeutet für mich vor allem eine Basis von Vertrauen herzustellen, eine Verbindung aufzubauen, auf der Dinge auch angenommen werden können. Und Spaß, Freude gehört einfach dazu. Warum darf ein Seminar, nicht auch ein wenig ein Kabarettseminar sein?
Leadership bedeutet für mich einfach Menschen zu heben, zu stärken, damit sie ihr volles Potenzial leben können. Auch Zeit zu geben, dass dies möglich ist oder wird. Diese Methoden permanent auf Unzulänglichkeiten aufmerksam zu machen, Dinge anzusprechen oder gar zu bestrafen, die nicht gewünscht verlaufen, gefällt mir einfach nicht. Lernen bedingt Fehler machen zu dürfen und eine „ordentliche“ Rückmeldung. Es braucht auch die Freiheit und das Vertrauen in diesem Lernraum.
Professionell bedeutet für mich vor allem seine Profession, also seinen Job zu lieben. Es bedeutet für mich ein positives Vorleben, ein vorurteilsfreies Einlassen auf den Anderen, ihn dort abzuholen wo er ist und ihm den Freiraum zur Entwicklung zur Verfügung zu stellen. Und dazu gehört für mich genauso, täglich strahlend und motivierend in die Firma zu kommen. Ich bin und bleibe einfach sehr gerne ein Business Clown.