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blindsided

Ich hab da so ein lustiges Spiel mit dem Universum, oder dem Leben, oder Gott, sucht Euch aus, was am stimmigsten für Euch passt, für mich ist es ohnehin ein und dasselbe. Das Spiel heißt „Blinde Kuh“, wobei ich die Kuh bin, also ein unfassbar süßes Freilandrind bin, sehr selten und total einzigartig, so wie die Nelore Rinder. Gut, ich denke ihr wisst worauf ich hinaus möchte. In jedem Fall läuft es zumeist so ab: Das Leben wirft mir Gelegenheiten zu, also eine Tür öffnet sich und zuerst freu ich mich wie Bolle und im gleichen Moment, schmeiße ich mich wie jemand aus einer Cobra-Einheit in Tarnkleidung vor der Tür in Position und dann wird erstmals gründlich untersucht. Meine scharfen Augen sind auf alles fixiert, detektivisch erfasse ich jede Kleinigkeit und halte akribisch fest: „Ist das wirklich, wirklich und genau das was ich beim Universum bestellt habe und mir im Detail gewünscht habe!“ Hey, man muss ja sichtlich kontrollieren, was man da geliefert bekommt, ich nehme doch nicht alles an, die Zeiten sind echt vorbei!“ Das die Lieferung möglicherweise aber sogar viel besser ist, als ich mir das je erträumt hätte, darauf komme ich erst gar nicht, denn ich sitze da und hab schon den Stift in der einen Hand und in der anderen den Retourschein.

Was kommt ist Programm und Gott sei Dank sind meine Schutzengerl wohl sehr geduldig und gnädig mit mir, ich poltere und das laut und viel. „Nein, das ist nicht was ich wollte!“, „Nein, das hab ich mir anders vorgestellt!“ und „Nein, nein und nochmals nein!“ Also lege ich mich wieder auf die Lauer und beobachte. Kennt ihr das Spiel im Wiener Prater, also vor 1.000 Jahren war das mal eines der Reaktionsspiele, bei dem man so einen Gummiknüppel hält und andauernd irgendwelche Würmchen hochschießen, die man treffen sollte. Kennt ihr das? Keine Ahnung wie das heißt. Und so beobachte ich aufmerksam und starre auf dieses Spielbrett und genau nur dort hin. Und meine Gedanken kreisen dabei: „Das gibt es doch nicht, ich weiß doch das mein Geschenk da ist, ich spür das doch, warum kommt es nicht, warum sehe ich es nicht!“ Tja, warum nicht? Wollt ihr mitraten? Ich bin so ein lustiges Menschlein. Obwohl ich so eine schlaue Maus bin, da machen sich der blinde Fleck echt total bemerkbar.

Und das Leben ist ohnehin sehr großzügig und möchte mir helfen, aber ich schau einfach in die falsche Richtung. Alles ist da, alles ist gut und ich starre auf mein altes, gewohntes, nicht sehr hilfreiches, total abgewursteltes Spielbrett und wundere mich. Wundern stimmt nur teilweise, ich poltere. Warum erzähle ich euch das? Weil ich denke, dass wir alle gewohnt sind einerseits unseren Blickwinkel kaum zu verändern, die Brille nicht zu wechseln, weil wir annehmen ohnehin alles zu sehen, also warum ne neue? Zum anderen denken wir, dass wir immer wüssten was für uns das beste ist und bedenken nicht, das uns dieses denken unsere Vergangenheit eingebracht oder eingebrockt hat. Wenn wir also weiterhin denken, dass wäre das beste, dann bekommen wir auch immer und immer wieder genau das. Was wir ja eigentlich nicht mehr wollen, oder? Aber total offen zu sein und die Kontrolle irgendwie abzugeben ist echt schwer. Also halt für mich. Mein neues Motto, mutig sein und mich einfach mal positiv vom Leben überrumpeln lassen. Ich kneife also meine Augen fest zu und wechsle zum Spiel: „Donner, Wetter, Blitz“, das hätte den Vorteil, dass ich immer wieder in eine andere Richtung schaue, ich überrumpelt bin, wer es in meine Ecke schafft und ich auch noch Spaß habe am Spiel. Ich werde euch berichten wie es läuft.

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