Letztens, ganz süß, als ich beim Fenster raus gesehen habe, sah ich ein kleines Mädchen das fröhlich auf der Straße tanzte. Neben ihr ein ebenso kleiner Bub, der das Mädchen beobachtete und anstelle mitzutanzen, eben nur „guckte“. Witzig, dass sich diese Dinge wohl nie ganz ändern. Warum Mädchen tanzen und Burschen nur gucken?
Also zu meiner Zeit (Gott, jetzt sage ich das auch schon), war das schon so. Wir Mädels waren ja schon kurz bevor die Musik losging auf der Tanzfläche, haben das intuitiv gespürt, dass es gleich los geht und haben prompt losgelegt. Und das war peinlich und lustig. Beides! Ja, es war schon auch eine Überwindung auf die Bühne zu treten im Wissen, dass viele dann ganz genau beobachten ob wir überhaupt tanzen können, wie wir uns bewegen, wie wir dabei aussehen und … wahrscheinlich auch, ob man uns anquatschen soll. Also so ne Art Vorstellung auf der Bühne. Lustig, war es deshalb, weil es ja auch gierig war so im Mittelpunkt zu stehen und wenn es denn sein soll, sich mal wieder so richtig zu blamieren und einfach Spaß zu haben.
Jetzt muss man natürlich erwähnen, dass zu meiner Zeit (ah, da war es wieder), wir Mädels weniger zu „kämpfen“ hatten mit derart wenig Kleidung am Körper, wie heute. Aber vielleicht ist es dann auch schon egal und man ist gelassener, wenn man so wieso keine Unterhose an hat? Ich weiß es nicht. Gut, ich war in einer Klosterschule und hätten wir dort bei Feierlichkeiten so mit unserem Popo gewackelt, wie das heute an der Tagesordnung ist, wären wir verdonnert worden zu lebenslangen „Vater unser“ Gebeten oder die Ordensschwestern hätten selbst dafür Sorge getragen, dass wir einen guten Platz in der Hölle bekommen. Und unter den Umständen verstehe ich die Männer ja fast, da gucke ich auch, auch wenn es zwischendurch nur ums Fremdschämen geht, aber ich würde gucken.
Ich war ja schon als kleiner Zwerg so eine Tanzmaus. Sicherlich sehr zur Freude meiner beiden Eltern, die ich regelmäßig früh morgens „aufgetanzt“ habe, statt sie aufzuwecken. Das war eine Lieblingsbeschäftigung von mir. Musik aufgedreht, rein zu ihnen ins Bett und los ging die Herumhampelei. Mir hat das immer schon Spaß gemacht – ja ich meine andere aufzuwecken – zu tanzen und darüber Emotion zu zeigen. Das kam jetzt nicht richtig gut an bei meinen Eltern, aber wie ist das, wenn man etwas von Herzen gerne macht, muss man es einfach machen, ungeachtet der Reaktionen.
Ja ich war eine Tanzmaus. Kein richtiges Bewegungstalent, wie ich bei der Teilnahme einiger Ballettstunden, Jazzdance und Steppstunden feststellen durfte, sicherlich auch, weil mir die Ernsthaftigkeit komplett fehlte. Ich fand Mädels immer suuuper, die sich biegen konnten wie eine Brezel. Viele Jahre hatte ich eine sehr liebe Freundin, die Tänzerin war, na das war was, wenn wir gemeinsam im Fitnessstudio waren. Ich muss wohl nicht erwähnen, dass es außer mir noch vielfältig Menschen gab, die ihre Verbiegungs- und Dehnungskünste großartig fanden. Unnötig zu erwähnen, dass das Publikum mehrheitlich aus Männern bestand, oder? Ich habe mich dann nicht mehr gedehnt neben ihr, das törnte dann sogar mich ab.
An meiner Tanzleidenschaft hat sich genau so wenig geändert, wie an der Tatsache, dass Männer heute noch immer gucken, wenn Frauen tanzen. Ich kenne überhaupt wenige Männer die gerne und gut tanzen. Eher wahrscheinlich noch Männer die gerne tanzen, auch wenn das dann teilweise total schräg aussieht. Wiederum die meisten Männer die ich kenne, sehen beim Tanzen eher so aus, als seien sie Opfer eines Elektroschocker Angriffes. Von Taktgefühl kann man da nicht mal mehr weitgehend sprechen. Wenn ich sehr nett bin, treffen sie vielleicht jeden 712 Takt beim Tanzen, also eher so wie ein blindes Huhn. Wobei sich hier der Alkohol positiv auswirken dürfte, wie ich festgestellt habe. Denn mit erhöhtem Alkoholkonsum steigert sich nicht nur die Tanzlust, sondern auch das Taktgefühl. Dennoch, eventuell gucken sie deshalb mehr als sie tanzen.
Es gibt ja diese Verlinkung, dass Frauen annehmen, dass Männer die beim Tanzen ein gutes Taktgefühl beweisen auch sonst, also in horizontalen Angelegenheiten, auch groovy sind. Meine persönlichen Recherchen dazu, nein. Leider ist das genauso ein Märchen, wie etwaige Nasen- oder Daumenvergleiche, nur so nebenher.
Ja, sogar in den Tanzschulen sind immer mehr Frauen als Männer. Und ich rate mal frech in den Wald hinein. Vermutlich sind von den Männern, die gemeinsam mit Frauen kommen, nur ca 50% freiwillig anwesend. Das ist allerdings eine sehr vorsichtige Einschätzung. Und in den Tanzschulen lernen sie dann vor allem neben dem Taktgefühl, die Frauen an ihrer Seite zu führen. Ja, ich weiß, Scherzerl extrem. Denke ich mir auch immer. Da sind also zum einen die Frauen, die Großteils von jeher eine schnellere Kopf-Köperkoordination haben und zum anderen die Männer, die dann schon den Takt vorgezählt und ebenso die Schritte angesagt bekommen, die sollen dann die Frauen führen. Genau! Und wenn sie großes Pech haben, geraten sie dann an eine Frau wie mich, die absolut Führungsresistent ist. Ich sage es freiwillig, die Armen! Aber wenn die Männer das in Griff bekommen, dann, ja dann, steht ihnen eine ganz neue Welt offen.
Warum also tanzen die Mädels und die Burschen gucken? Ich glaube Männer kreisen so ihre Beute ein und Frauen wollen sich unbedingt als beste Beute verkaufen. Blödsinn! Gut, dass jede und jeder macht, wozu er oder sie Spaß hat und ich, ich tanze dann mal weiter. Mit ein bisschen mehr an Unterhose als heute üblich und ein bisschen weniger Popschgewackel, aber nur weil es die Hüfte nicht zulässt ;-).