Man sagt ja oftmals, dass das Leben wie ein Spiel ist. Ich bin unsicher, was allgemein damit gemeint ist. Und, wenn das so ist, ist es ein Gesellschaftsspiel?, ein witziges Doppel?, ist es altersbeschränkt?, ist es ein Denkspiel? oder gar ein Unterhaltungsspiel für die ganze Familie? Und vor allem: Spielen wir alle das gleiche Spiel oder alle ein anderes? Suchen wir unsere Mitspieler selbst aus?
Wenn mein Leben einen Spieletitel hätte, dann hieß es wohl „Spiel des Lebens“. Ja, ich weiß ist jetzt nicht über kreativ, aber „Mensch ärgere dich nicht“ war schon besetzt, da sehe ich jeden Tag mehrere Menschen die das geradezu wie besessene spielen und die sehen nicht glücklich aus. Somit kein Kaufargument. Und dann gäbe es noch Uno, wobei ich denke, dass viele das jetzt eher zu zweit spielen und dann eher in geheimnisvollen, intimen 4 Wänden. Ich höre ab und an jemanden rufen „erster“. Nun, lassen wir das und kommen wir zurück zu meinem „Spiel des Lebens“.
Im Wesentlichen bekomme ich laufend Ereigniskarten, manche davon sind sehr cool, andere, naja vernachlässigbar. Andere sind sogar richtig mies, die will keiner. Aber man kriegt sie dennoch. Schummeln hilft auch nix. Aber was mit einer geradezu 100% Wahrscheinlichkeit passiert und jetzt will ich nichts von den Hobbystatistikern unter euch hören: „Das ist doch rein rechnerisch gar nicht möglich!“ Wer spielt hier? Also! Tatsache ist, dass immer wenn ich übers Los möchte, also sozusagen in die nächste Runde weiterkommen möchte, ziehe ich ein Los auf dem steht dann in fetten Buchstaben GEHEN SIE NICHT ÜBER LOS, ZIEHEN SIE KEINE EUR 2.000,00 EIN.
Und es ist jedes Mal das gleiche. Ich freue mich wie Wolle, denke sinngemäß: „Hui, jetzt komme ich gleich dran, bin die erste ganz vorne und ich komme endlich! weiter. Vom Geld mal ganz abgesehen. Und als ich schon ansetzte um den ersehnten Schritt zu tun, tönt es aus der Ferne: „GEHEN SIE NICHT ÜBER LOS, ZIEHEN SIE KEINE EUR 2.000,00 EIN.“ Also stelle ich mich wieder hinten an. Und während ich mich wieder hinten anstelle, genauer gesagt, gaaanz ans andere Ende der Warteschleife und wie ein Bauarbeiter schimpfe, wild gestikuliere in Richtung Los und schwöre dabei mich nie, niemals wieder anzustellen … während ich mich ans Ende der Schleife stelle.
Und weil ja einfach nur rumstehen und warten super langweilig ist, probiere ich allerhand aus, andere Strategien um übers Los zu kommen, definiere meine Ziele um, mache Kurse, spreche andere wartende an oder die die glücklich mit ihrem Los an mir vorbei laufen, wechsle die Haarfarbe (man weiß ja nie) und bete. Ich bete viel. Und während die Schlage vor mir stetig kürzer wird und immer mehr Menschen an mir mit ihrem Los und ihren EUR 2.000,00 strahlend vorbei laufen, freue ich mich. Meistens. Machen wünsche ich auch, dass sie auf der Stelle tot umfallen. Aber meistens freue ich mich und rücke weiter vor. Und dann komme endlich ich dran. Und – ja, exakt, Jackpot … GEHEN SIE NICHT ÜBER LOS, ZIEHEN SIE KEINE EUR 2.000,00 EIN.
Man könnte auch sagen, dass ich im Wartezimmer des Lebens … sitze. Schon fast festsitze. Und weil ich ja ein Kinderherz habe, stelle ich mir vor, dass alles im Himmel stattfindet und alles rundum weiß und irgendwie tuffig ist. Es heißt ja, wenn man den lieben Gott um Geduld bittet, dann schenkt er einem Situationen an denen man Geduld üben kann. Und wie wir alle wissen, bin ich gar kein geduldiger Mensch. Ergo, üben!!! Da sitze ich also, im Hintergrund spielt es Barry White. Warum? Keine Ahnung, so stelle ich mir das vor. Alle warten, dass ihr Name über den Lautsprecher gerufen wird und sie in eines der Zimmer eintreten dürfen. Ich auch. Keine Ahnung worauf die anderen warten, ich warte in jedem Fall auf meine super, rosa Tuffiengelsflügerln. Die habe ich mir verdient, aber so was von. Ich bekomme natürlich die schönsten. Worauf die anderen warten? Keine Ahnung aber ich bin mir sicher, dass der eine oder andere ein One Way Ticket in die Hölle zieht, die schauen schon so arg böse aus. Drängler gibt’s dort übrigens auch. Und jene die sagen, dass sie gaaaanz dringend vor müssen, weil sie sooo einen wichtigen Termin haben. Alle möglichen Namen werden aufgerufen, nur meiner nicht. Und jedes Mal, wenn ich die Sprechstundenhilfe frage, höre ich: „Sie kommen gleich dran!“
Und nach all den Jahren des Wartens, weiß ich nun zwei Dinge: 1. Warten ist Scheiße. Echt nix für mich. Wenn überhaupt und weil ich so grenzenlos ungeduldig bin, ist es maximal meine persönliche Hölle. Gemeinsam mit Warten, Warteschlage stehen und Parkplatzsuchen. Fazit: Ich bin hier falsch, ich gehe. Und 2. Was für ein doofes Spiel. Fazit: Keine Lust hier weiterzuspielen. Ergo: Ich stehe auf und gehe. Hab mir also so ne Partytröte geschnappt und einen Partyhut aufgesetzt und mal so ordentlich meinen Abschied gefeiert und lauthals geschrien: „Ich bin dann mal weg!“ Ich schreibe jetzt meine eigenen Spielregeln, schreibe sie selbst …