Weiß ja niemand, aber im richtigen Leben, also in der trockenen Realität, nicht der Ponyhof, gehe ich tatsächlich noch arbeiten. Ich bin seit vielen Jahren immer wieder als Trainerin tätig. Und an alle die jetzt gedacht haben – „he cool, Fitnesstrainerin“ – ne, ne, ne, ne, ne, aber danke sehr herzlich! Meine ausgewachsene, ja fast traumatische Ballphobie und die Tatsache, dass ich mich nur in einigen Phantasien biegen kann wie eine Sonntagsbrezel sind dafür verantwortlich. Was bleibt ist – Trainerin in der Erwachsenenbildung. Wobei, wer mich kennt, das Wort „Erwachsenenbildung“ in meinem Fall gänzlich verschwendet ist. Ich arbeite immer wieder mit Jugendlichen oder jungen Erwachsenen, wie der sozialpolitisch geformte Mensch von heute weiß. Erwachsene wären ja wie gesagt sehr komisch bei mir, da ich diesen Status selbst bis dato nicht erreicht habe und es auch nicht anstrebe.
Ich unterstütze also Jugendliche , zumeist dabei sich besser zu präsentieren, sich selbst kennenzulernen und zu motivieren. Und das ist durchaus möglich, auch für mich, sogar recht einzigartig. Klar, als lebender Strahlekeks mit Entwicklungsauftrag und so vielen Persönlichkeitsstrukturen, dass auch gerne mal ein Therapeut verzweifelt, ist das sogar eine super Sache! Dazu kommt, ich, ewig selbst nicht erwachsen, chronischer Sprechdurchfall und nen Sack voller doofer Lebensweisheiten. Läuft schon mal.
Wie gesagt, ich mache das jetzt schon eine ewige Zeit immer wieder. Und einiges ändert sich geradezu dramatisch: Zum Beispiel, wollte man zu meiner Zeit noch unbedingt beruflich durchstarten als Manager. Durchaus der Brüller. Einfach Manager. Klingt ja super. Das war aber noch weit vor der Zeit als man auch zu den damals genannten Hausmeistern, Facility Manager sagte. Ich glaube nachdem alle meiner Zeit Manager werden wollten, mussten einige quasi neue Joboptionen geschaffen werden.
Der junge Mensch von heute möchte unbedingt – ja, stimmt auch high und gechillt sein, aber gleich danach Millionär sein. Is klar! Und während die Mütter meiner Zeit ihre Kinder, also unter anderem mich ermutigten doch reich zu heiraten um zu Geld zu kommen, geht das heute durchaus flotter. Heute wird man oftmals völlig talentfrei reich und sogar noch berühmt. Logisch, nichts anderes wird ja zumeist in TV und in den Social Media Kanälen auch promoted. Und die diversen aussagekräftigen Interviews mit den sogenannten Stars, wird diese These untermauert. Aussagen wie „…na ich muss schon echt auch viel tun, so auf 2 Stunden täglich komme ich schon, anstrengend…“. Sogar der Einwand, dass permanenter Drogen- und Alkoholkonsum hier vielleicht nicht so krass (sprachlich muss man sich ja anpassen) förderlich sind, verhallt im Geldregentraum.
Selbst Pläne wie „…ein Millionär soll mir halt was abgeben von seiner Kohle, der hat ja eh so viel, kann ja auch was gutes tun…“. Auf meine Rückfrage, warum er dies denn einfach mal so tun sollte, bekomme ich ein …“na, weil er es kann!“ zur vielsagenden Antwort. Bestechend!
Ebenso bestechend was dann mit den vielen Millionen unternommen wird. Natürlich zeitlose und generationserprobte Klassiker wie Autos und Häuser. Zum Beispiel auf den Bermudas. Und ein neugieriges Früchtchen wie ich, erkundige ich mich sofort besorgt, ob das durchaus atemberaubende Strandflair nicht auf Dauer möglicherweise langweilig wirken könnte, höre ich: „…naaa, die Stadt is supa!“. Und auf Nachfrage wieder meinerseits: „Aha, du warst also schon vor Ort, hast dich bereits erkundigt?“, hallt es retour: „…naaaaa, wieso jetzt?“. Alles gut, und sorry schon mal fürs Fragen. Klar, die Bermudas sind eine Stadt. Ehrlich gesagt, war ich zu verhalten, mich zu erkundigen, wo denn diese Stadt überhaupt liegt. Angsti 😉
Mutiger war ich für die Frage, welchen Beruf man denn dann hat, mit so viel Geld. Ob es eine konkrete Geschäfts-, oder Investitionsidee gäbe, für den weiteren „Broterwerb“. Die schlichte Antwort „…wieso arbeiten, ich hab doch Geld…, ist doch viel zu anstrengend…!“. Ich bitte dich, wie ich überhaupt auf so eine abartige Annahme komme.
Und während die Antwort noch in meinem Kopf nacharbeitet, ist für mich eines klar – Millionär zu sein, muss man sich heute echt leisten können …