Ich glaube es gibt, was Wohnungs- oder Hausbesichtigungen angeht zwei Kategorien an Menschen, die einen, die aber wirklich alles her- und vorzeigen, wenn man sie zu Hause besucht und die anderen, die da aber extrem sparsam sind. Ähnlich wie in Museen oder bei Ausstellungen, wo gewisse Bereiche nur bestimmten Personen zugänglich sind. Und wie immer, beides ist super okay, beides ist fein und jeder natürlich wie er oder sie möchte. Aber als Person, die absolut und eindeutig der letzten Kategorie angehörig ist, stellt diese Offenheit gewisse Fragen in den Raum, oder konkret in spezielle Räume, so zum Beispiel das Schlafzimmer.
Es ist ja nicht erst einmal vorgekommen, dass mir voller Freude bei einer „Tour durch mein zu Hause“ ein Schlafzimmer gezeigt wurde. Aber was sagt man da denn korrekterweise? Was ist angemessen bei einem so persönlichem Raum zur Diskussion zu stellen oder anzusprechen? Was zum Geier sagt man da? Oder hält man einfach vornehm den Mund? Was ist erlaubt und was geht zu weit? „Wer schläft denn bei Euch auf welcher Bettseite?“ „Ah, so sieht also Euer „sexy-hexy-Rammelraum“ aus?“ „Oh, ich hätte es mir verwegener vorgestellt, so wie ich Dich kennengelernt habe?“ „Und das reicht Euch?“ „Und bei der Tapete könnt Ihr schlafen?“ „Das ist aber ein großes Bett, gut, man muss sich ja auch nicht begegnen in der Nacht!“ „Echt, ein rundes Bett? Wo kauft man denn für so ein Bett Laken?“ „Na, jetzt wundert mich gar nichts mehr!“ „So wie das aussieht, passiert hier jetzt nicht so viel, oder?“ Also ich bin da echt überfordert und zwar extrem! Wie gesagt, ich gehöre eindeutig zur anderen Kategorie und ich persönlich, finde jetzt auch keinen Grund in meinem Kopf, warum ein Arbeitskollege, Bekannter, who ever mein Schlafzimmer sehen müsste? Warum?
Fairerweise muss ich sagen, dass ich Freunde habe, die mich seit Jahren kennen und noch nie mein zu Hause betreten haben. Ich bin da sehr, sehr sparsam. Mein zu Hause ist einfach mein erweiterter persönlicher, ich möchte fast sagen sehr intimer Bereich. Hey und da lass ich echt nicht jeden ran, ups sorry, rein wollte ich sagen. Hihihi. Ich finde das total okay, wenn jemand bei sich zu Hause immer Tag der offenen Tür hat und jeder zu jeder Zeit willkommen ist. Bei mir eindeutig nicht. Weder zu Hause, noch am Telefon, noch sonst. Haha, ich merke richtig, wie jetzt bei dem einen oder anderen große Fragezeichen schwirren. Aber es kommt gleich noch viel lustiger.
Ich verstehe auch nicht, warum bei Einladungen und Besichtigungstouren, die Toilette gezeigt wird? Also kein Thema, wenn jemand auf das stille Örtchen muss, klar, dann kann ich ihm ja den Weg erklären oder zeigen, aber so grundsätzlich? Wieso? Und wieder, was wäre ein geeignetes Feedback? „Ah, das ist also Euer „Shittypot“?“ „Na, das nenne ich mal Beinfreiheit!“ „“Bei Eurer Spülung ist man gleich auch geduscht, Respekt!“ „Okay, wenn Du mir jetzt noch bitte Eure Toilettenregeln erklärst? Sitzen? Stehen? Feuchttücher? Monatshygiene?“ „Geputzt hat hier aber auch länger niemand, oder?“ „Wow, das ist aber ne Menge Klo-Lektüre, wer liest bei Euch so viel?“ „Oh, Ihr verwendet nur 2-lagiges Klopapier, na-ja!“ Ich weiß ja nicht?
Und dann die Frage der Fragen: Wer setzt sich auf fremde Klodeckeln? Ist jetzt wahrscheinlich eher eine Frauenfrage, aber wer macht das? Also so komplett mit nacktem Po auf den Deckel drauf? Wie macht ihr das? Augen zu und durch? Oder besser in diesem Kontext: „Pobacken zukneifen und drauf!“ Legt ihr die Brille mit viel Papier aus, in der Hoffnung das die Spülung, das im Nachhinein alles mitnimmt? Seid ihr im Team „Sporthocke“ oder im Team „Klodeckelsteher“? Ich muss gestehen, letztere Zuordnung, hab ich nur mal im Fernsehen gehört, dass es wohl Frauen gibt, die auf der Brille balancieren. Puh, glaub dafür bin ich zu alt oder zu feige. Eher letzteres, mein Hirn meldet sofort die Frage retour: „Was zum Geier sag oder mach ich, wenn ich ausrutsche und mein Fuß dann in der Toilette hängt?“ Und dazu gleich mal: „Würg!“ Wie erklärt man denn so etwas, wenn man zu Besuch ist?
Und das alles mir. Ich gehe ja grundsätzlich und nur äußerst zuwider auf andere Toiletten, als meine. Als anständiges Mädchen trage ich mein Pipi wieder nach Hause. Ich finde es einfach unangenehm. Auch beruflich ist das so ein „Ah, ne – Gefühl“. Ist ja auch befremdlich, da hab ich einen Kundentermin und das erste was ich sag ist: „Ah, Hallo, wo ist den Eure Toilette?“ Immer wenn mir das als Gastgeber passiert ist, dachte ich: „Hoffentlich wäscht er sich die Hände!!!“ Und dann weiter zur Front-Office Assistentin: „Stell mal lieber das Fingerfood an die andere Seite des Besprechungstisches!“ Vorsicht ist ja bekanntlich besser als Nachsicht!
Alles nicht so einfach, sooo viele Variablen und sooo wenig Zeit. Also seid nicht böse, wenn ich euch lieber nicht in eurem zu Hause treffe und auch nicht bei mir, vielleicht lieber telefonisch oder via Skype oder so. „Ruft ihr mich nicht an, ich melde mich bei Euch!“ Demnächst mal, okay?
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