Es ist doch etwas ganz, ganz lustiges mit unserem „menscheln“. Wir sind schon alle spannende Wesen, die voller emotionaler Spezialeffekte sind. Ein Teil davon ist unfassbar „hilfreich“ wie ich immer sage und der andere Teil, nun ja sagen wir so, so wie Fehlkäufe. Gehören irgendwie dazu, aber so richtig weiß man nichts mit ihnen anzufangen und dann hängen sie zu Hause im Schrank und geben uns ein unangenehmes Gefühl. Einer dieser „Spezialeffekte“, ist wohl, dass wir selten wirklich zufrieden sind. Wir wünschen uns die Seele wund, träumen und „sehensüchteln“ und kaum ist es unser – „der Schatz“ da – alles wonach wir uns verzehrten, dann na-ja dann geht’s rund. Wir hadern, zweifeln, haben Angst, unser Kopf fährt Achterbahn und fragen uns, ob das wohl die beste Entscheidung war? War das eine gute Idee? Wir suchen förmlich das Haar in der Suppe. Und tata, wir finden es! Muss ja so sein. Und haben wir es, dann wird es zerpflückt in Einzelteile. Fast wie ein Drogendetektor, wir zerlegen es 1000male, drehen es rum, spucken es aus und stecken es wieder in den Mund für die nächste Runde. Kurz gesagt: We screw up!“
Ich habe eine unfassbar feine Freundin. Ich kenne kaum einen Menschen, der so voller Liebe, Dankbarkeit und Glaube ist, wie sie. Es berührt mich immer wieder aufs neue, wenn wir miteinander plaudern. Und jetzt das aller schönste, sie ist genauso viel Mensch, wie wir alle. Ja, das mag komisch klingen, aber ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Wahrscheinlichkeit dann sehr groß ist, dass so Menschen sich selbst für besser oder wichtiger halten. Nein! Und das macht es für mich gleich noch berührender. Ich erinnere mich sehr gerne zurück an den Papa eines ehemaligen Freundes, der leider bereits verstorben ist. Er war einer der klügsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte. Wahnsinn! Und er war gleichsam so bescheiden, so demütig und so fein in Gespräch mit anderen. Ich mochte ihn wirklich gerne und ich finde es schade, dass ich nicht mehr Zeit mit ihm verbringen durfte, um von ihm zu lernen. Großes in sich tragen und Bescheiden sein, ist die beste Kombination, die man sich wünschen kann!
Aber zurück zu meiner Freundin, sie ist 68 Jahre alt und Christin. Warum ich das erwähne, weil es wichtig ist, für meine Geschichte. Als ich sie kennengelernt habe, was ohnehin schon ein Wunder war, aber das wird Teil einer anderen Story, haben wir drei Wochen miteinander verbracht, sooo viel geredet, gelacht und vor allem geweint. Von Anfang an, waren wir sehr offen miteinander und das ist bis heute so. Zu diesem Zeitpunkt war sie fast 20 Jahre getrennt, geschieden von ihrem Mann. Sie meinte damals: „Gott hat den richtigen Mann für mich, er steht schon vor der Tür, ich weiß aber nicht, warum er noch nicht da ist!“ Ich fand das so süß, so unglaublich herzig. Die kleine Claudia in mir hatte Kopfkino mit Fragen wie: „Na-ja, vielleicht harrt er vor der falschen Tür? Hat eventuell die falsche Adresse oder so?“ „Vielleicht kann er nicht lesen oder hat seine Brille vergessen?“ usw.
Zwei Monate später telefonierten wir, sie war bei einer Jugendfreundin und dabei ist ihr eingefallen, dass sie vor 50 (!) Jahren in der Gegend einen Freund hatte, der ihr total gut gefiel und wo sie noch wusste, wie heiß er war (meine Formulierung) und wie es zwischen ihnen geknistert hatte. Wie oft im Leben, verloren sie sich dann aus den Augen. Sie erzählte ihrer Jugendfreundin davon und stellte fest, dass das der Cousin der Freundin war. Wie krass ist das denn? Ich kürze ab, die beiden haben dann Nummer ausgetauscht und kurze Zeit später trafen sie sich. Wer jetzt schon beherzte, romantische Filmmusik hört, wartet ab. Fortan haben sie uur viel geredet und stellten fest, dass sie so viele Gemeinsamkeiten hatten, dass es schon fast unglaubwürdig ist. Es hat gepasst. Topf-Deckel oder Bratpfanne und whatever. Es gab kein Thema, das sie aussparten, kein Thema das tabu war. Da war es wieder das Knistern von früher und stärker als je zuvor. Und aus meiner Sicht, ist dies eh schon ne „3-Tages-Party“ wert. Wie oft trifft man Menschen, wo es so passt, es so stimmig ist, man so im Gleichklang ist? Und dann findet man den anderen noch heiß. Ich bitte Dich. Filmmusik an!
Und weil Gott und ihr Glaube so einen essenziellen Teil ihres Lebens abbilden, meinte sie, dass sie in ihren Gesprächen mit Gott gehört, hatte, dass er „ihr Mann“ sei, „dass sie zusammengehören, gemeinsam Missionsarbeit machen werden, dass ab jetzt alles ganz schnell gehen würde.“ Bitte diskutieren wir jetzt nicht, dass das fragwürdig ist, sie komisch ist oder andere für mich doofe Dinge. Ich sag immer, für mich ist das total okay, woran Menschen glauben und festhalten. Man könnte auch sagen, sie hörte auf ihr Buchgefühl hört oder spricht mit … Eigentlich ist es irrelevant, nicht nur eigentlich, ist ist irrelevant. Wichtig ist nur, dass es für sie wichtig ist und zwar sehr.
Was dann passierte, dafür sind wir Menschen bekannt. Wir erhalten ein Geschenk, eines das wir schon immer wollten, auf das wir so lange gewartet hatten und, genau wir suchen „Das Haar in der Suppe!“ Wobei uns glaub zuerst gar nicht so bewusst ist, auf welchem Weg wir sind. Bei beiden kamen alte Ängste, Befürchtungen und Zweifel hoch. Im Falle der beiden hieß das Haar „Sex“. Teil ihres Glaubens ist es, mit dem Sex zu warten, bis man verheiratet ist. Und er, er sieht das nun mal anders. Und dabei gibt es kein richtig oder falsch. Einfach zwei Meinungen, zwei Zugänge, zwei Wichtigkeiten. Beide wollten einander nahe sein, aber sie hatte Blockaden. Und genau dieser Punkt, wurde zwischen ihnen größer und größer. Der Berg, genährt aus alten Ängsten und Zweifel wurde immer gewaltiger.
Und dann gab es da noch etwas. Obwohl sie so glücklich war, wollte sie niemandem von ihrem Glück erzählen. Ebenso aus Angst, was andere dazu sagen, wie sie reagieren. In meinem Leben habe ich gelernt, dass Geheimnisse nie gut sind. Das und Lügen, denn um dieses Geheimnis zu wahren, muss man lügen. Und ich sag es jetzt mal frei mit meinen Worten, diese Kombination gepaart mit Unsicherheit macht eine richtig schöne, feine und tolle Sache, dreckig. Alles wird in eine Ecke gezogen, in der sie eigentlich nicht hingehört. Wisst ihr was ich meine? Das ändert die Energie, das ändert alles.
So was jetzt? Die beiden haben so etwas wie eine „Pause“ eingelegt. Er schrieb ihr: „Du möchtest ein neuer Mensch werden, aber wenn das Neue an deine Tür klopft, schreckst Du zurück [….] und schließt mit den Worten: „Lass uns einige Wochen Pause machen!“ Ich habe ihr das nicht gesagt und das werde ich auch nicht, es geht mich nichts an und ich war und bin ja auch nicht bei allen Gesprächen dabei, aber weiß er eigentlich, dass er auch wegläuft? Da ist viel Trotz und „Machtspielchen“ dabei, aber so ist das, wenn wir es zulassen kommen unsere Schatten durch und beißen selten gleich uns selbst, sondern andere in den Po. Beide verbergen sich hinter … Ängsten. Und jetzt komme ich wieder. Ich finde es ur traurig und unnötig! Es geht hier gar nicht um Sex oder nicht, es geht um Ängste. Beide sitzen hinter ihrem Berg alleine und machen sich glaubhaft, dass es eh so besser ist. „Weniger Stress, hat wohl nicht sein sollen usw usw.“. Und wenn wir einmal damit angefangen haben, selbst wenn auch nur einer damit beginnt, dann ist der Ausstieg schwierig. Anstelle Verbindung, entsteht Entzweiung. Anstelle Match, Missmatch. Anstelle wir, ich. All das hilft aber nicht und ändert nichts im positiven.
Als ich zuletzt mir ihr telefoniert habe, habe ich ihr gesagt, dass ich es so schade finde. Wir alle wissen nicht, wie lange wir in diesem Leben Zeit haben. Kurz gesagt, wann wir abtreten. Und dann erhalten wir Geschenke. Liebesgeschenke und wir wertschätzen sie nicht. Wir schüren unsere Ängste, dabei könnten wir Liebe in vollen Zügen genießen. Einfach mal loslassen und miteinander glücklich sein. Dem Leben vertrauen, der Gelegenheit, wem auch immer. Bitte versteht mich nicht falsch. Nein, ich muss nicht zu 2. sein um glücklich zu sein oder mein Leben zu genießen, absolut nicht! Mir geht es darum, wenn wir wertvolle Präsente erhalten, dann packt sie doch bitte voller Freude aus. Und nein, ich spiele jetzt nicht auf Sex an. Es geht darum Dankbar zu sein, Wertschätzung zu haben für das was man hat oder bekommen hat. Und es in der Zeit das Miteinander zu genießen, wie gesagt, wer weiß wie lange. Ist das nicht besser, als es nie zu wagen? Zeit ist wertvoll, Liebe auch! Und nochmals, wie oft bekommen wir das Geschenk der Liebe, den oder die Richtige zu finden, unseren Seelenmenschen an der Seite zu haben? Wie oft? Ich habe letzthin einen spannenden Zugang gehört. Wenn wir davon ausgehen, dass uns das Leben (sagen wir das Leben, oder Gott oder das Universum oder wer auch immer) beschenkt und sich den Po „abfreut“ über dieses Geschenk. Und wir eher so, na-ja, ist schon okay irgendwie, ABER …! Wie würde es Euch gehen? Schenkt ihr dieser Person nochmals was ganz besonderes? Hmm?
Das stimmt schon mit „dem Neuen“, das an die Türe klopft, wir „menscheln“, wir fühlen uns sicherer in unserer Komfortzone, auch wenn dies bedeutet ohne einander zu sein. Die Angst vor dem Ungewissen, die Angst davor verletzt zu werden, sich verletzlich zu machen ist groß oder größer. Natürlich muss das nicht sein und natürlich auch nicht jedes mal und bei jedem. Aber wir haben schon große und eindeutige psychologische Tendenzen in diese Richtung. Was wir haben, wollen wir oft nicht. Wir wollen das was jemand anderer hat. Wir leben mit einer Fülle von Emotionen (erinnert Euch, manche hilfreich und andere halt nicht so), mit inneren und äußeren Stimmen und Meinungen und erwählen zumeist die, die es uns einfach(er) machen. Und nur so „reingestreut“, nein, ich bin da nicht anders. Ich bin pure Emotion, grundsätzlich „zerdenke“ ich alles, vor allem mich. Ich bin ein lebender Drogendetektor, oder so ;-)) Das ist eine Seite von mir, die andere ist so was wie eine Elfe, ein Einhorn. Seltenes Wesen, sieht man nicht oft und aus dem Po wächst Regenbogenstaub. Zumindest sehe ich mich gerne so.
Tja, was ist das Ende der Geschichte? Ich weiß es nicht. Das müssen und werden die beiden herausfinden oder auch nicht. Vielleicht gibt es ein Happyend? Grundsätzlich wünsche ich das jedem. Oder es gibt eine Lektion, Entwicklung, Lernen. Das ändert sich auch nicht, nicht mit 16 und nicht mit 68.