Seit Jahren mache ich mir so meine Gedanken, wie und warum Personalauswahl angeblich so funktioniert wie es gelebt wird, also zumeist mangelhaft. Österreich hat eine vergleichsweise hohe Fluktationsrate und schaut man in andere Länder, wird relativ schnell klar, dass wir hierzulande auch wenig im Angebot haben, was langfristig ver-(bindent) wirkt.
Da ist aber mehr. Aufnahmeverfahren, Vorstellungsgespräche, welche sinnbefreit sind, schlecht geschulte Mitarbeiter_innen, falsche Besetzungen, zu wenig Freiheit in den Entscheidungen, wenig kreativer Zugang, zu wenig über den Teller schauen, wenig Kritikfähigkeit, wenig Marktverständnis, mangelnde Reflektionsfähigkeit, Borniertheit um nur einige zu nennen. Wie heißt es so schön: „Wer macht, was er immer macht, bekommt auch immer die gleichen Ergebnisse!“ TRUE!
Persönlich finde ich, dass hier grundlegend einiges geändert gehört und damit meine ich nicht nur mehr Verständnis, für das was ohnehin schwarz auf weiß in den Balance Scorecards abgedruckt ist. Sondern wirkliches Hinschauen. Mitarbeiter_innenkosten verschlingen rund 30-40% des Umsatzes, wenn ich hinzurechne, dass aufgrund der hohen Fluktationsraten und dem Wissensverlust, der Tatsache, dass Neubesetzungen je nach Position bis zu einem Jahr Zeit brauchen, um wieder rentabel zu sein. Wenn ich jetzt noch Besetzungskosten (egal ob intern oder extern) hinzurechne, ich sags mal so: „AUTSCH!“ Wie ist es möglich, dass dieses Thema dennoch und immer noch so „stiefmütterlich“ behandelt wird? Ich verstehe es nicht!
Und dabei ist es sooo schade. Denn da draußen sind tolle und talentierte Menschen auf beiden Seiten. Nur nicht gesehen und dann auch noch falsch eingesetzt. Andererseits, und das fängt bereits in den Schulen an, gibt es immer noch zu wenig Aufklärungsarbeit, welche Ausbildungs- und Jobmöglichkeiten es grundsätzlich gibt. Die Potenzialanalysen sind auch nicht die kreativsten Methoden. Ich erinnere mich, ich war selbst vor gefühlten 1000 Jahren. Mir wurde damals empfohlen, Schneiderin zu werden, damals bedeutete dies, in eine Modeschule zu gehen. Und das einzige was stimmig war, war die Tatsache, dass ich ein gutes Vorstellungsvermögen habe, kreativ bin, in anderen Worten. Aber sonst, Nöp. Immer wenn ich als Trainerin in Jugendprojekten gearbeitet habe, gab es ausschließlich das Bewusstsein für 5 maximal 6 Ausbildungswege und die waren auch noch unfassbar klischeehaft zugeordnet, um nicht zu sagen altbacken, veraltet, nicht mehr passend. Für die Mädchen hieß das wahlweise ins Büro oder ab in den Friseurladen, gut Einzelhandel bietet noch eine Option. Für Burschen bedeutet dies eine Entscheidung für die Kfz Werkstatt oder ab zum Elektriker sorry oder Installateur. Und die Potenzialanalysen die eingesetzt werden, sind so vorgefertigt, dass auch genau diese Ergebnisse rauskommen. Klar, wurde ja vorher so mit den diversen Auftraggebern beschlossen. Fragwürdig. Was fehlt ist jegliche Inspiration, jegliche Ansteckung mit Ideen, was alles möglich ist, tatsächlich alles! Limitless. Aber das wird nicht vermittelt.
Zu wenig und vielfach zu spät oder gar nicht, wird die Frage gestellt: „Was willst Du wirklich, wirklich?“ „Wofür brennst Du?“ „Wo ist Deine Leidenschaft?“ Und in den Unternehmen wären Fragen vorteilhafter wie: „Welche Ziele hast Du und wie können wir Dir hier um Unternehmen helfen, diese umzusetzen?“ „Wovon träumst Du?“ „Welche Position mit welchen Schwerpunkten würde Dich ansprechen und wie können wir das gemeinsam erreichen?“
Ich bin ein Mensch, mir ist „Puste-Kuchen“-egal, was Du vorher gemacht hast, woher Du kommst, für mich zählt auch nicht, welchem Geschlecht Du Dich zugehörig fühlst, oder ob Du mentale oder körperliche Einschränkungen hast. Ich respektiere alles davon und es gehört zu Dir als Mensch, macht Dich besonders. Beruflich zählt für mich, wofür brennst Du. Ich nehme immer gerne das Beispiel eines Bewerbers (wie gesagt, egal welches Geschlecht), der blind ist (oder Sehbehindert, obgleich ich das Wort „Behindert“ persönlich nicht gerne mag) und möchte Gärtner werden. Und das ist so was von kein Scherz. Ich würde diesen Menschen SOFORT anstellen, wenn ich sehe, dass er für die Gärtnerei brennt. Alles andere lässt sich lösen. Aber diese Basis, diese Liebe, diese Leidenschaft ist so viel mehr wert, als alles andere. Das kann ich nicht schulen, das kann ich auch nicht vermitteln. Ich mach es möglich!!!! Und ja, ich weiß jetzt kommen dann gleich 412 diverse Gründe, warum das keine gute Idee ist. Angeblich. Klar, anders denken, andere Ansätze sind immer noch schwere Kost. Nicht für mich.
Noch so ein schöner Ansatz. Wer nicht aus seiner Komfortzone kommt, wird auch nie erfolgreich sein. Aber das ist so eine Sache mit neuen Dingen, neuen Ideen oder Ansätzen. Wie viele Menschen wurden in der Geschichte bereits abgelehnt, ausgelacht weg geschickt? Und damit meine ich gar nicht mal meine Denkweise. Aber warum nimmt man sich das recht raus, andere mit Worten wie: „Nein, also Sängerin/Köchin/… werden Sie sicher nie!“ What the fuck! Wer sagt das? Und noch weiter. Ich bin ein absoluter Fan vom Lernen. Egal ob Weiterbildungen, Fortbildungen, es geht darum sich weiter zu entwickeln. Aber Schule oder Studium an sich sind Null Garant, ob jemand seinen Job gut oder gar gerne macht. Wie viele Autodidakten da draußen, können zum Beispiel MEGA kochen, werden aber in „klassischen Küchen“ nicht aufgenommen, weil sie ja keine Ausbildung haben? Das ist alles auf so viele Arten aus meiner Sicht falsch.
Bei uns in Österreich, gelten Menschen, die zum Beispiel ein Unternehmen in den Sand gesetzt haben oder beispielsweise mal obdachlos waren oder einen ultra Blödsinn gebaut haben und im Gefängnis waren, als „Persona non grata“. Warum bitte? Gehört Fehler zu machen und daraus zu lernen, nicht generell zur Entwicklung? Wir alle haben unterschiedliche Lernprozesse und unterschiedliche Wege damit umzugehen und daraus zu lernen. Sind Menschen, die Fehler machen und daraus lernen, nicht in Wirklichkeit die bessere Partie? Weil sie gelernt haben, sich auch aus heftigen Situationen zu lösen? Sind die nicht resistenter?
Letztlich und weil es gerade so gut passt, eines meiner persönlichen Lieblingszitate von Niccolò di Bernardo dei Machiavelli . Kennt ihr nicht, ich auch nicht 😉 Er sagte: „Jeder sieht, was Du scheinst. Nur wenige fühlen, wie Du bist!“ Für mich spiegelt das zwei Dinge. a) Achtung, harte Worte: Menschen wollen belogen werden. (viele) Wie viele Beispiele wollt ihr: Anna Delvey, nur um eines zu nennen. Und b) wenige Menschen, wollen oder können hinter die Maske(n) fühlen und sehen, welcher Mensch uns wirklich anschaut.