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Die Tütenträger

Also folgendes … ich habe ein Nachbarin. Soweit ja auch nichts Besonderes. Eine wirklich attraktive Frau, fortgeschrittenen Alters. Oder wie sie immer sagt „eine junge, gesunde Frau!“. Und sie hat Sex, viel Sex. Woher ich das weiß? Weil ich öfters sozusagen live dabei bin. Nein, nicht das was Sie vielleicht jetzt denken. Unsere Schlafzimmerfenster sind sehr eng zusammen und, naja, da komme ich speziell im Sommer nicht aus, auch mal länger zu zuhören. Und ebenfalls nein, das ist wahrlich nicht so angenehm wie man vielleicht jetzt vermuten würde. Diese stundenlangen Schrei, Hechel und Stöhnorgien, naja geht so.

Lustig ist, dass ich anfangs mal gedacht hatte, dass sie eine Katze hat. In meiner jugendlichen Naivität hatte ich bei mir auf der Terrasse und auf dem Dach eine Katze gesucht. Voller Sorge wollte ich schon die Tierrettung rufen. Ich war mir auch nicht zu gut, sie zu fragen ob sie eine Katze hat. Ein wenig unangenehm im Nachhinein betrachtet. Aber kommen wir zur Frage des Tages. Wann immer ich sie sehe, sehe ich sie mit einem Mann, vorzugsweise wechselnden. Und wann immer ich sie sehe, berichtet sie mir ihr Leid. Dass sie immer auf Männer trifft, die mit ihr eine Beziehung wollen, zusammenziehen wollen, sich gemeinsame Zukunft wünschen. Ich habe kurz daran gedacht unsere Türnummern zu vertauschen oder eine Art Umleitungsschild aufzustellen mit den Worten: „First come and see … HERE!“. Fakt ist, sie möchte das nicht. Sie will … die Katze, wenn Sie verstehen was ich meine. Und es gibt noch eine Gemeinsamkeit die diese Männer verbindet. Sie kommen mit Tüten. Vielen Tüten. Wahlweise zum Frühstück. Ich kann mich nicht erinnern, dass mir einmal ein Mann Frühstück gebracht hat, zumindest nicht freiwillig. Tüten mit Klamotten, Tüten mit Elektrogeräten. Und noch eine Gemeinsamkeit. Vor den Tüten und den Männern, sie in Stöckelschuhen. Also Männer mal ehrlich … sind es die “sterbende Katze” Geräusche oder die Stöckelschuhe? Und um hier mal gleich alle Klarheiten zu beseitigen. Bin ich neidisch? Ja! Nein, nicht auf die Katze und auch nicht die Stöckelschuhe, gut ein wenig auf die Katze, ja, sorry.

Also ich sehe das so: Erstmals hinauf ins Universum. Was soll das denn wieder? Liebes Universum, da sagt eine Frau sie will keine Beziehung und bekommt laufend Männer die sie heiraten wollen und zusammenziehen wollen. Hallooooo, sie will das nicht. Und andererseits … also so zB eine ganz, ganz tolle Freundin von mir. Ein Herz von einem Menschen, sieht toll aus und richtig nett und gscheit und kreativ und lustig und ja kochen kann sie auch super. Gut, sie schreit jetzt nicht so ohrenbetäubend aaaaber wirklich nett. Und die zB würde sich freuen über nen tollen Mann an ihrer Seite. Und dort, also bei meiner Freundin, tauchen immer die Zwerge aus dem Auenland auf. Ja, so hat wohl jeder sein ganz persönliches und teils ohrenbetäubendes böses Tschutschu. Und ich werde mal überlegen wo ich ein neues Paar Stöckelschuhe her bekomme, also für meine Freundin natürlich … dürfte in jedem Fall leichter sein als ein neues Tschutschu.