Ich denke es gibt für uns alle oftmals ganz alltägliche Situationen, vorzugsweise mit anderen Mitbürger_innen, die uns immer wieder folgendes in den Frontallappen treiben „WHAT THE FUCK“?. Der Profi nennt dies „triggern“. Und das ist ja so eine Sache mit unseren ganz eigenen Spezialeffekten, die gehören uns und niemand anderem und zumeist wissen auch nur wir davon, dass uns etwas stört, wir etwas „ärgerlich“ finden. Die anderen, wissen gar nichts von ihrem Glück und der totalen Begeisterung, die sie bei uns auslösen. Dennoch passiert es, wie kleine Trüffelschweinchen finden sie die Stellen und wühlen und wühlen diese süßen kleinen Schweinchen aber auch.
Und das jetzt nur aus total selbst ernannten therapeutischen Gründen – heute mal zwei/drei so – wie soll ich sie nennen – wunderbare, erhellende Situationen des Miteinanders:
Warteschlangen sind ein so guter Ort zu – üben, ups jetzt wollte ich schon „zuschlagen“ schreiben. Hier trifft man gleich auf eine Vielzahl von Knopfdrücker_innen. Erstmal die der Gattung „Vordrängler_innen“, also die, die es sichtlich eilig haben, nicht warten wollen oder können. Ich stehe also an und dann erspähen meine Äugelchen, dass ich jemand von rechts oder links anpirscht. Diese Gattung ist grundsätzlich schüchtern und vermeidet Augenkontakt. Und ja, wenn man ihnen selbigen aufdrängt, laufen sie weg, nur leider in Richtung Kassa und nicht weg aus dem Geschäft. Spricht man sie an, sind die Gründe nicht mal vielfältig, eher einfältig wie „Heyyy, ich war schon vorher da!“ Eh klar, ich auch, letzten Dienstag, Du Vollhorst. Oftmals sind es dann auch so „graue Panter“ (meine liebevolle Bezeichnung für Senioren), die meinen, dass sie keine Zeit hätten. Leise flüstere ich mir selbst ins Ohr: „Ruhig Claudia, sags nicht und da poppt es schon aus mir raus: „Och, müssen Sie pünktlich zu ihrem Begräbnis kommen?“ Uff, zu spät. Ich möchte gerne erwähnen, dass ich null Problem damit habe, jemanden der mich FRAGT vorzulassen. Aber so? Nicht mit mir, ihr Notdürftigen.
Die zweite Gattung, sind die „Extremkuschler“. Vorweg meine Regeln: a) Einzelhandelsbesuche sind kein Kontaktsport b) ich werde nicht gerne „angegriffelt“ unter gar keinen Umständen, das ist ein überdeutliches NEIN und c) Einkaufswägen, Rollatoren und ähnliches werte ich als Armverlängerung und dann gilt wieder b). Ich mag einfach keinen Einkaufswagen in meinem Hinterteil, noch auf meinen Fersen spüren. Gleiches gilt für fremden Atem in meinem Nacken. Wohin wollen die denn? Persönlich bin ich außerdem ein großer Fan der Abstandregelungen im asiatischen Raum. Finde ich angemessen und respektvoll. Ich stehe einfach nicht auf diesen österreichischen Kassenkuschelkurs.
Gleiches gilt für mich im Auto, Gattung „Stossstangengucker“. Ich kann mich an eine Fahrt nach Wien erinnern. Linke Spur, Kolonnenverkehr . Mein Hintermann sichtlich ein großer Fan seiner Autolichtanlage, mit einem bösen Leiden, oder in anderen Worten einem zuckendem Finger. Ich weiß gar nicht mehr, wie oft er mich per Lichthupe angeblinzelt hat. Irgendwann hab ich die Musik lauter gedreht, so hatte ich wenigstens den Eindruck in der Disco zu sein. Lichteffekt plus laute Musik uuuund von nem doofen Typen angemacht, da kommen Erinnerungen hoch. Kurz bevor ich melancholisch werde, wechsel ich die Spur.
Akte XY ungelöst in meinem Repertoire ebenso folgende Mitmenschen: Wann immer ich auf einen fast leeren Parkplatz fahre oder in der ebenso leeren Umkleidekabine im Fitnessstudio bin, es kommt immer jemand, der genau neben mir parkt oder das Kästchen bewohnen möchte. Ich nenne sie liebevoll „Stalkerazubis“. Wieso macht man so etwas? Vor Jahren hab ich dann mal das Mädchen neben mir im Dressingroom gefragt, ob sie sich nicht traut mich zu fragen, ob wir Freundinnen werden? Sie könnte das ansprechen und müsste nicht das Kästchen neben mir nehmen. Zum Schluss waren wir beide verwirrt, ich hab sie nie wieder gesehen. Gleiche Szenarien gibt es am Strand, im Freibad, Bus, Straßenbahn & Co.
Leider auch keine seltene Gattung, die „Blockierer“. Kennt ihr die? Ihr natürlicher Lebensraum ist zumeist genau mitten in den Gängen, vor Warenregalen oder mitten auf den Gehwegen. Dort hängen sie gemütlich ab, man weiß nicht so genau warum und wer sie dort abgestellt hat, aber dort sind sie. Und sie stehen, bewegen sich keinen Zentimeter weg. Vielleicht ist es ja auch genauso passiert, sie wurden von irgendwem dort abgesetzt und das Nichtbewegen resultiert aus ihrem Schock, dass sie gar nicht mehr wissen, wo sie sind, noch welcher Wochentag ist? Vielleicht ist es ja auch so eine Mystery Guesting Sache. Sie üben, sie beobachten, was alles falsch läuft, memorisieren alle Vorgänge, um sie später festhalten zu können? Wer weiß das schon. Mein Input dazu: „Aufwachen und weg da!“ Oder wie der Wiener liebevoll sagt: „Schleich di!“
Da fällt mir auch schon meine Lieblingsrubriken ein, die wohl sehr kinästhetisch ausgeprägten „Griffler“. Jene, die sich voller Freude, jedoch ohne im Geschäft vorliegende „Stülpis“ (=Handschuhe) und ohne Zange ans Brot und Gebäck Regal machen. Erstens drängt sich bei mir immer der dringende Wunsch nach einer Fliegenklatsche, welche ich auch dann sogleich gebrauchen würde. Exakt, zum Hand abklatschen. Leute, das ist echt nicht lustig. Ich habe keine Ahnung und ehrlich gesagt, möchte ich es auch nicht wissen, wo die Griffler vorher mit ihren Fingern unterwegs waren? In der Nase, im Ohr, auf der Pipibox? Soll ich weiter ausführen? Und all das landet dann im Regal neben den knusperfrischen Waren vom Bäcker. Ich sag mal kurz „würg“.
Eine letzte Spezies hab ich noch für heute. Es sind die „Verpeilten“. Und ich meine nicht jene, die zu viel an Froschbäuchen geleckt haben, noch die, die einen Ausflug in den Pilzschrank gemacht haben. Es sind jene, die trotz klarer Kommunikation, im duster-dunkel stehen. Beispiel: Meine Hündin Ella mag nicht jeden und ich auch nicht. Ähnlichkeit zum Besitzer total erwünscht. Wenn ich merke, dass Ella einen anderen Hund partout nicht leiden kann, kommuniziere ich dies klar an den entgegenkommenden Hundebesitzer. Und anstelle wie es kommuniziert, ratsam und gesellschaftlich hilfreich wäre, bewegt sich mein Gegenüber NICHT von mir weg, sondern auf mich zu. Während ich keine Zeit habe verwirrt zu sein, weil mein Hund zum Kugelfisch mutiert, lächelt mich das Gegenüber an mit den Worten: „Oh, wie lieb, die wollen sich kennenlernen!“ Alter, was verstehst Du nicht? Weder ich noch mein Hund wollen das! Ich hoffe, wenn ich auch gleich zum Kugelfisch werde, wird es verständlicher?
Letztlich möchte ich festhalten, ja das alles kann triggert. Ich versuche immer wieder, natürlich aus rein psychologischen und wissenschaftlichen Gründen so oft wie geht, diese Situationen zu erleben. Man sagt, es wird besser. Ich sage, ich warte noch drauf. Aber es sei euch gesagt, wenn Karma euch nicht erwischt, ich erwische euch fix. Ich weiß ja ganz genau, wo ich euch finde. Demnächst wieder im Supermarkt oder zumindest am Parkplatz, enttäuscht mich nicht!