Was mich ja immer so ein wenig provoziert, ist die Tatsache, da fährst Du auf Kur, bist gut ausgestattet – und damit meine ich – top-gekleidet und dann lachen sich die steirischen Berggemsen, professioneller-weise genannt Sport-Therapeuten, von weitem schon ins Fäustchen. Aber zuerst einige Schritte zurück ….
Grundsätzlich bin ich ein totaler Fan der Bewegung. Draußen, drinnen, ich mags mich sportlich zu betätigen. Darüber hinaus denke ich immer, dass ich ganz gut in Form bin. Gut jetzt nicht JLo Sixpack in Form, aber so aufgebähtes-Tagesweckerl-Form. Also kurz knusprig, bevor es zusammenfällt. Natürlich unterstütze ich die Freude, durch 1A atemberaubende, nach viel Sport schreiende Kleidung, so auch gestern, vor meiner ersten Gruppensporteinheit. Ich pflanze mich also – ich betone es gerne nochmals – top-stylisch vor dem Gruppenraum in meiner Baggy Hose, mit trendigen Cloud-Tec Sportschuhen, over-ear Bluetooth Kopfhörern, geiler Mucke und einem fetten “ihr-könnt-mir-alle-gar-nichts” Lächeln im Gesicht. Es gilt den Feind (=> andere Sportgruppenmitglieder), gleich mal vorweg einzuschüchtern. Die sollen ruhig wissen, wie top-geformt ich bin. Und was ich nicht bin unterstützt die Markenklamotte.
Was folgt, nennt man allseits sportlich „ab-loosen“, also der Untergang und ist ebenso klar wie die Tatsache, dass die steirische Berggemse das letzte Lächeln hat, denn er ist tatsächlich bereits seit seiner Zeugung rundum knusprig, allzeit bereit für das Erklimmen, des nächsten Berges. Ich, eher nicht so. Die anderen dürften bereits wissen, was ihnen droht, der Trainer bläst zum Marsch Intervalltraining. Bereits nach 3 Minuten, versuche ich mit doofen Witzen zu glänzen, von denen ich hoffe, dass sie davon ablenken, dass ich schlapp bin wie ein nasser Waschlappen. Meine Beine spüre ich nicht mehr, mein Lächeln ist vor Schmerz im Gesicht festgetackert. Ich tu so, als wäre die Musik total motivierend und ich in Bestform. Die hinter mir folgenden, denken bereits wahlweise, dass ich vor kurzem einen Schlaganfall hatte oder sind froh, dass ich auf Kur bin und endlich an meinem kaputten Körper arbeiten kann. Und während die anderen fröhlich nach der Stunde wieder ins Zimmer hüpfen, schaffe ich es kaum den Weg runter in die Tiefgarage, genannt: walk-of-shame. Wie ich es ins Zimmer geschafft habe, keine Ahnung, mein Geist war mit meinem Körper beschäftigt.
Egal, was mich entschädigt, ist mein nächstes Programm-Highlight: die wohlwollende Wasser-Massage-Liege von mir höflich Orgasmus Betterl umschrieben. Die Handhabung ist denkbar einfach: aufs Bett drauflegen, in meinem Fall kriechen und ähnlich wie beim Sex, still liegen bleiben. Der nette Therapeut drückt noch schnell das Knopferl und, ab gehts. Während es unter mir gurgelt und vibriert, beobachte ich die „erbsenspeibgrüne“ Wand und entdecke neben mir an der Wand Spritzer, von denen ich nicht so genau wissen möchte, woher sie stammen. Mein Gehirn ruft rein: Claudiiaaaa, entspann dich. Und als ich dann endlich so weit wäre, tätschelt mir besagter Therapeut die Füße, und fragt: “Na, wie war es?” Unnötig zu erwähnen, dass mir die Szene irgendwie Erinnerungen wachrüttelt. Ich verkneife mir zu sagen: “zu kurz”, bevor mich meine immer noch schlappen Füße hinfort tragen.
Wieder im Zimmer, so will es die Natur, muss all das gesunde Wasser wieder aus meinem Körper. Nun lasst es mich so sagen, wären da nicht die hilfreichen Haltegriffe, keine Chance den Klodeckel zu erreichen. Mir wird bange, wenn ich an die Rumpfgymnastik Einheit denke. Wer hilft mir dann das Toilettenpapier abzureißen, wenn auch die Ärmchen schlapp machen? Was bleibt ist dann wohl die Zunge. Das kann ja heiter werden.
Drückt mir die Daumen, heute Nachmittag gehts weiter. Sportwandern, hab mich mal für die schnellste Gruppe angemeldet, was auch sonst? 😉