Jeder hat ja so seine ganz speziellen, eigenen, individualisierten und viel geliebten Morgenrituale. Meine sind schon mal aufgrund von mehreren Tatsachen super besonders: a) ich starte extrem früh. Was bedeutet das? Nun sagen wir mal so, die Uhrzeit zeigt gerade mal den neuen Tag an. B) Ich bin ab dem Moment, in dem ich die Augen öffne, in absoluter Plauderlaune, mir scheint sprichwörtlich die Sonne aus dem Po! Und c) ich bin sofort aktiv. Weshalb ich mich auch sogleich auf die Socken mache. Ich springe also in die Kleidung, gut, ich sehe aus wie ein Waschbär auf Drogen – by the way rieche ich auch so – aaaaber, ich bin vollständig bekleidet und dann geht’s auch schon los zum ersten Tagespunkt: Hund zum Pipi machen bringen.
Wenn ich zu Hause bin, ist das noch relativ leicht, da bin ich ja die Herrin des Hauses. Schlüssel in die Hand – das erleichtert schon mal das Zurückkommen ungemein und Latschen an die Füße. Wäre da nicht die Kleinigkeit, dass – nun wie drücke ich mich aus – die Straßenbeleuchtung am Land eher einen sehr romantischen Charakter hat. Soll heißen, alle 3km ein Beleuchtungskörper. Darauf bin ich aber vorbereitet, remember – Herrin des Hauses, indem ich eine Stirnlampe habe. Okay, dass mag für den einen oder anderen befremdlich wirken, gut so! Taktik!
Nicht zu Hause, also nicht in my hood, bereits etwas schwieriger. Da sind vorhergehend einige triftige Fragen zu beantworten: a) raus aus der Behausung (Hotel, Motel, Pensi, …) komm ich ja zumeist noch, aber rein? Gibt es eine Nachtrezeption, die mir eventuell wieder das Törchen öffnet? Oder muss ich wie im Weihnachtskalender auf den 24. warten? b) Handy mitnehmen. So kann ich, ähnlich wie bei Verhaftungen zumindest einen Hilferuf auf Wiedereinlass freisetzen. c) Nummer der Behausung einspeichern. Andere Menschen, die um die Uhrzeit unterwegs sind, sind zumeist ein schlechter Ratgeber, weil gluck-gluck. d) Autoschlüssel mitnehmen. Notfallplan 2, sofern kein Nachtportier, oder auch sonst niemand telefonisch zu erreichen ist, kann ich vorübergehend im vierrädrigen Gefährt Platz nehmen. e) Jahreszeit checken. Im Sommer quartiert es sich eindeutig einfacher mit dem Hund im Auto und letztlich f) empfiehlt es sich überhaupt an diesem speziellen Ort, weit weg von zu Hause, das Behausungsetabissment zu verlassen? Komme ich dann mit mehr oder weniger Kleidung zurück? Und hier hat mein null attraktives Morgen-Äußeres einen absoluten Vorteil- wir erinnern uns, Waschbären auf Drogen werden üblicherweise links liegen gelassen.
Wenn alle obigen Fragen zur vollsten Befriedigung beantwortet sind, geht’s aber wirklich los, der Hafer sticht schon, ich muss los. Raus in den neuen Tag, die Uhr sagt 00:15. Da die Stirnlampe nicht mit mir gemeinsam in den Urlaub gefahren ist, gilt es, eine Spaziertour zu finden, die sich an den Straßenlaternen orientiert. Zur näheren Umgebung kann ich sonst keine näheren Angaben treffen, weil ich, richtig, einen Schmarren sehe. Vielleicht ist das ja aber auch ganz gut. So tummle ich von Beleuchtungskörper zu Beleuchtungskörper und beobachte meinen Hund bei der Baumselektion, bevor sich die nächste Herausforderung anbahnt. Ich bin im Outpack auf der Suche nach einem Sackerl fürs Gackerl. Gar nicht so leicht, aber die Hoffnung stirbt zuletzt, dass die Gemeinde wiff genug ist, diese in der näheren Umgebung an einer Lampe zu befestigen. Und tatsächlich, tata, gefunden. Das wird ein guter Tag! Womit ich nicht gerechnet habe, obgleich ich eindeutig erkenne und verstehe: „Nach unten ziehen“, lässt sich auch bei heftigem Rütteln nichts machen. Das Sackerl will seinen Stammplatz nicht verlassen. Eventuell ist dieses kein Morgenmensch wie ich? Gott sei Dank, hat mich der liebe Gott mit viel Ungeduld und einem Haufen „roher Gewalt“ ausgestattet, also gebe ich nicht nach. Auch nicht, nachdem mein Tourette Syndrom anschlägt und ich die Straßenbeleuchtung, an der die Vorrichtung platziert ist, wild zu schimpfen beginne. 0:22h ein Kampf auf Leben und Tod. 0:25h, ich habe gewonnen. Ich sags doch, ein guter Tag! Allerdings bin ich verwirrt. Bei mir im Dörfli, sind die Hundesackerln nicht vorgefeuchtet und riechen bei weitem nicht so streng nach Gummi. Kurzfristig macht sich Panik in mir breit, ob ich am richtigen Automaten war. Was solls, meiner Hündin wird’s egal sein. Also lass ich mir nichts anmerken und zapple stolz davon, immerhin hab ich die beleuchtete Arena als Siegerin verlassen. Mein aparter Geruch und mein kesses Äußeres lassen mich bei Wiedereintreten ins Hotel den nächsten Triumph feiern, ich schau noch genauso aus wie zuvor. Ein weiterer Punkt für mich. Ohne Dusche und mit fettem Haar bewaffnet, hält man die Feinde ab. Am Weg zurück ins Zimmer denke ich, so kann der Tag beginnen. Meine Uhr sagt 00:47h.