Um mich als Führungskraft zu beschreiben, möchte ich gerne damit beginnen zu erläutern, dass das Wort „Führung“ für mich einen eher negativen Beigeschmack hat. Nicht, wie sich eventuell vermuten lässt aus geschichtlichen Gründen, sondern eher, da ich mit „führen“ den aktiven Prozess verstehe, jemanden hinter mir her zu „ziehen“. Selbst im positivsten Sinn, nämlich, ich „gehe voraus“, macht in meinem Kopf nicht viel Freude, da andere zwangsläufig „hinter mir her tappeln“ müssten/dürften. Schaut man im Galber Wirtschaftslexikon nach, so findet sich dort folgende Definition: „ […] durch Interaktion vermittelte Ausrichtung des Handelns von Individuen und Gruppen auf die Verwirklichung vorgegebener Ziele […]“. Persönlich halte ich es lieber mit dem Zitat von Viktor Frankel: „Werte kann man nicht lehren, sondern nur vorleben“. Damit bin ich auch mitten im Thema, so wie ich als Führungskraft bin / strebe zu sein / sein möchte, wenn ich groß bin.
Das fängt bereits damit an, dass ich beruflich meinem Herzen folge, meiner Leidenschaft, weil ich der Meinung bin, dass man nur dann einen wirklich guten Job macht. Ich arbeite als Trainerin in der Erwachsenenbildung an diversen Aus-und Weiterbildungsinstituten und an Schulen, wobei sich das Erwachsen sein wohl eher auf die Bildung bezieht, denn auf meine Zielgruppe. Das sind nämlich Jugendliche oder junge Erwachsene im Alter von 14-25. Darüber hinaus mache ich Vorträge in Firmen und schreibe, oder zumindest versuche ich das. Dort oder da stehe ich fast immer im Mittelpunkt, dafür aber immer gerne. Es ist mir einfach ein Herzensanliegen Menschen (und dazu zähle ich mich genauso) zu entwickeln. Dabei bin ich weder Jesus, der auf die Erde kommt um über andere zu richten, noch glaube ich selbst alles besser zu wissen. Tatsächlich bin ich genauso Mensch, wie jede/r einzelne in meinen Gruppen. Mehr als alles andere, also zu führen oder zu herrschen, versuche ich Vorbild zu sein und noch mehr, nichts von anderen zu verlangen/erwarten, dass ich selbst nicht bereit bin zu leben. Ja, ich mache Fehler und manchmal lerne ich daraus, meistens brauche ich dafür aber zwischen 2-3 Anläufe, aber ich stehe dazu und auch dazu, dass ich nicht alles weiß.
Eine meiner absoluten Grundsätze ist selbst top-motiviert zu sein. Mit einem fetten Augenzwinkern sage ich immer, dass ich ein: „Leidenschaftlicher Strahlekeks“ bin. Ja, ich lächle gerne und viel und ich stehe dazu. Und wenn wir gleich beim Thema sind, ich halte viel von Humor. In meiner Berufslaufbahn, habe ich oftmals darüber diskutiert, was „professionell im Geschäftsleben“ ist? Für mich: gut im Job zu sein und vor allem – Hautpberuflich Mensch zu sein. Im allerbesten Fall lernen andere genauso viel von mir, wie ich täglich von ihnen und ich darf sie ein Stück begleiten auf ihrem Weg. Und ja bitte, sie dürfen und sollen selbst wachsen und gerne besser werden als ich, denn dann habe ich meinen Job wirklich gut gemacht.
Vorbild zu sein, heißt für mich vorleben wie ich es gerne hätte, wie ich es mir wünschen würde. Es heißt offen zu sein für Kritik, aber dabei nicht gleich an Selbstmord zu denken. Als „Oberindianer“ auch mal den Kopf hinzuhalten für sein Team und das Wort „Schuld“ zu tauschen gegen das Wort „Lernen“. Offen und neugierig zu sein und nicht „haben wir schon immer so gemacht“. Es bedeutet raus zu gehen und selbst anzupacken und nicht der nächste „professionelle Sesselwärmer“ zu werden: Ich erinnere mich gerne an eine meiner Tätigkeit zurück. Anno dazu mal, machten wir das Catering bei einem Formel 1 Rennen. Es war bereits 2Uhr Früh, wir waren spät dran und immer noch mit den Aufräumarbeiten beschäftigt. Der damalige Geschäftsführer, unser Vorgesetzter, hat damals Seite an Seite mit uns Müll weg getragen. Einfach mal Hemdärmel rauf und los geht’s. Damals hat ihm das wahnsinnigen Respekt eingebracht und mir ist es nie aus dem Kopf gegangen. Und mal ganz frech gefragt, ist Respekt nicht eines der wichtigsten Kriterien, wenn ich mir wünsche, dass andere etwas für mich machen oder mir gar folgen?!
Damals wie heute finde ich es sehr spannend, dass Führungskräfte bei der Personalauswahl irrsinnig damit beschäftigt sind, neue MitarbeiterInnen zu rekrutieren, die ihnen selbst hoffentlich nicht gefährlich werden?!? Verstehe ich nicht. Wie soll ich mein Unternehmen und/oder mein Projekt nach vorne bringen, wie soll ich erfolgreich sein, wenn ich mir nicht tolle, grandiose MitarbeiterInnen suche? Sie sind so damit beschäftigt sich selbst in der Position zu halten, dass sie gar nicht merken, wie sehr sie das Unternehmen bremsen.
Und damit sind wir auch bei meinem letzten Punkt, nämlich dem großen Geständnis wie ich eventuell selbst zur Bremse werde und Projekte manchmal „gefährde“? So viel Selbstreflektion sollte sein.
Ich weiß zum Beispiel, dass ich nicht der geduldigste Mensch bin. Somit sind langfristige Projekte für mich eine wahre Herausforderung, da mir das einfach zu lange dauert. Weiteres habe ich eine grobe „Pünktlichkeits- oder termingerecht Neurose“. Was ich verspreche oder zusage, möchte ich gerne halten. Dies geht einher mit meiner „Was nicht passt, wird passend gemacht“ oder „es gibt immer einen Weg“ Einstellung. Eine meiner wenig berauschenden Eigenschaften ist es, MitarbeiterInnen die Probleme sehen (was übrigens toll ist, denn es braucht auch diese Sichtweise), gleich nochmals los zu schicken, um Lösungen zu finden. Darüber hinaus sage ich was ich mir denke und davon auch mal zu viel.
Alles in allem mag das ein wenig humorvoll klingen oder gar unangepasst. Das darf sein, so lange es auch den Tiefgang und die Wichtigkeit vermittelt, die mir am Herzen liegt. Schließen möchte ich mit der durchaus waghalsigen Frage, ob man Humor als Führungskompetenz nicht langsam ernst nehmen sollte und sich bei aller Professionalität nicht auch mal locker macht?!